In dieser Werkauswahl des Hoffmann und Campe-Verlags wurden einundzwanzig Erzählungen Doris Lessings in chronologischer Anordnung von Barbara Christ ausgesucht.
Bis auf die Geschichten „Sonnenaufgang im veld“ und „Verräter“, wurden alle Texte bereits als deutsche Übersetzung aufgelegt und in der Zeit zwischen 1951 bis 1964 erstmals veröffentlicht.
Dabei ist es verwunderlich, dass Doris Lessings Kurzprosa erst Ende der siebziger Jahre im deutschen Sprachraum bekannt wurde.
Für Doris Lessing, die als Kind mit Eltern und Bruder in die einstige britische Kolonie Südrhodesien gelangte, wo ihr Vater eine Farm bewirtschaftete, war der afrikanische Kontinent viele Jahre prägend für ihre schriftstellerische Arbeit.
Die farbenprächtige Natur mit ihren Pflanzen und Tieren, aber auch die Problematik der Kolonialherrschaft mit der unheilvollen Abhängigkeit der schwarzen Landbevölkerung von arroganten weißen Großgrundbesitzern, lieferte ihr den idealen Grundstoff, den sie in den unterschiedlichsten Geschichten verarbeitete. Viele ihrer Erzählungen basieren auf Eindrücken und Empfindungen aus der Sicht und mit den Blicken eines Kindes und einer Heranwachsenden in diesem Teil der Welt.
Ob in der Begegnung eines Mädchens mit einem Stammeshäuptling in „Der alte Häuptling Mshlanga“, „Ein harmloser Heuschreckenüberfall“, „Die Sonne zwischen den Beinen“ oder der Titelgeschichte „Der Ameisenhügel“ - immer wabert die Hitze Afrikas mit erhabenen, warmen Farben durch die Zeilen.
Doris Lessings spätere Erzählungen sind zumeist in Großbritannien angesiedelt. In der hier im letzten Drittel des Buchs zu lesenden Kurzprosa hinterfragt sie Liebesbeziehungen und setzt sich psychologisch mit zwischenmenschlichen Konflikten und Feminismus auseinander. So in den Erzählungen „Ein Mann und zwei Frauen“, Unsere Freundin Judith“, „Zimmer neunzehn“.
Texte mit surrealen Komponenten finden sich in den Erzählungen „Wie ich endlich mein Herz verlor“ und „Zwei Töpfer“.
Doris Lessing wurde 1919 in Persien geboren und wuchs seit 1924 auf einer Farm im ehemaligen Südrhodesien auf. Mit dreißig Jahren kam sie nach London und veröffentlichte dort ihren ersten Roman. Ihr umfangreiches literarisches Werk macht sie zu einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autorinnen.
Sie wurde mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
Doris Lessing: Der Ameisenhügel (1951 - 1964).
Hoffmann und Campe, März 2012.
445 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,99 Euro.