Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Markus Heitz wurde 1971 in Homburg geboren. Bekannt wurde er insbesondere durch seine „Ulldart“-, Zwergen“ und „Albae“-Romane, bei denen es sich um „klassische“ Fantasy handelt, die in einer Fantasiewelt mit entsprechenden Fantasie- bzw. Sagengestalten spielt. „Ritus“, „Sanctum“ und die „Judas“-Romane hingegen entführen in die Welt der Werwölfe und Vampire innerhalb unserer Realität. Den Deutschen Phantastik Preis hat Heitz in mehreren Sparten mehrfach erhalten.
„Feuerkriege“, erschienen im März bei Piper, vereint die Romane „Die Mächte des Feuers“ und „Drachenkaiser“
„Die Mächte des Feuers“ führt ins Europa der zwanziger Jahre. Mit einem kleinen aber entscheidenden Unterschied: Am Himmel tummeln sich nicht nur die ersten Flugzeuge und Zeppeline – auch Drachen sind dort zu finden. Diese begleiten die Menschheit seit grauer Vorzeit und werden genau so lange schon von ihr bekämpft. Im Buch lesen wir von Silena, einer sogenannten Drachenheiligen, die zu einer Fliegereinheit von Drachentötern gehört. So wie jeder Drachenheilige des von der katholischen Kirche gegründeten „Officium Draconis“ entstammt Silena der Linie eines Heiligen, der einst einen Drachen bekämpft hat. In Silenas Fall ist dies der heilige Georg. Von der Kirche und der Öffentlichkeit werden die Drachen als zu groß geratenes Ungeziefer und extrem gefährliche Raubtiere betrachtet, denen es jedoch an jeglicher höherer Intelligenz mangelt. Silena aber soll herausfinden, dass das Gegenteil der Fall ist: Große, uralte Drachen, die sogenannten Altvorderen, herrschen im Geheimen über die Menschheit.
Silenas Geschichte und die ihrer Kampfgefährten wird in „Drachenkaiser“ fortgesetzt. Chinesische Drachen haben sich zu einer großen Gefahr sowohl für die europäischen Reiche als auch die Altvorderen entwickelt. Silena hat mittlerweile das engstirnige und überholte Officium verlassen und ihre eigene Drachenjägereinheit aufgebaut. Zusammen mit Grigorij, Leida und weiteren Mitstreitern sagt sie dem chinesischen Drachenkaiser den Kampf an.
Charleston und Magie? Jazz neben Geistern? „Tollkühne Männer (und Frauen) in ihren fliegenden Kisten“, die gegen feuerspeiende, ränkeschmiedende Drachen kämpfen? Auf den ersten Blick und den ersten Seiten sicher äußerst gewöhnungsbedürftig. Aber Heitz schreibt auch in dieser von ihm erschaffenen Welt mitreißend, spannend und mit dicht gefügtem Hintergrund. Seine Figuren sind nie nur gut oder böse, sondern schwanken zwischen beiden Extremen und wirken daher realistisch. Dabei wären einige der eingebauten Beschreibungen, die dies wohl unterstreichen sollen, wie z.B. Silenas Seidenunterwäsche, durchaus verzichtbar gewesen.
Das Genre wurde durch Heitz‘ Romane jedenfalls um eine neue Variante reicher – und genau darum geht es ja bei Fantasy: alles was die Phantasie sich vorzustellen vermag, passt hier hinein. Und es ist erfrischend und bereichernd wenn der klassischen Sword and Sorcery, den Elfen, Zwergen etc., etwas gänzlich Neues hinzugefügt wird.
Der letzte Band „Drachenkaiser“ lässt vieles offen und so bleibt zu erwarten, dass es eine Fortsetzung geben wird.