Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Es gab einmal eine Zeit, da erhob eine neue Autorin ihre Stimme. Robin Hobb, so ihr Pseudonym, unter dem sie uns ihre ganz eigenen Fantasy-Epen offerierte und mit diesen Leser weltweit in ihren Bann zog. Seien es die Geschichten, Tragödien bin ich geneigt zu sagen, um Fitz, den Weitseher, Attentäter und Magier im Dienst seines Königs (dt. Bastei-Lübbe Verlag) oder die Händler von Bingtown (dt. Blanvalet Verlag), die auf ihren lebenden Schiffen die Meere und den Regenwildfluss befuhren, die Zyklen verkauften sich wie die sprichwörtlich warmen Semmeln.
Nach einem kommerziell nicht ganz so erfolgreichen Ausflug nach Navare (dt. bei Klett-Cotta und Heyne) kehrt sie nun auf die gemeinsame Welt von Fitz und den Bingtown-Händlern zurück.
Mittlerweile haben die Menschen aus Bingtown und die letzte überlebende Drachenkönigin ein Abkommen geschlossen. Tintaglia schützt die Flussmündung des säurehaltigen Flusses vor chalcedanischen Schiffen, dafür beschützen die Menschen die Seeschlangen die sich verpuppen und zu Jungdrachen reifen sollen.
Der Plan aber weist eine Schwachstelle auf. Von den über einhundert Schlangen, die den Regenwildfluss hinaufschwimmen und sich verpuppen überleben nicht mehr als 30 Jungtiere. Mehr noch, viele der jungen Drachen sind verkrüppelt und missgestaltet. Rettung und Refugium zugleich könnte die legendäre Drachenstadt Kelsingra bieten, doch zunächst müssen die Drachen diese suchen und dorthin gelangen. Unterstützt von der jungen Kaufmannsgattin Alise Finbok, der Waldläuferin Thymara und dem Kapitän Leftrin machen sie sich allen Widerständen zum Trotz auf den Weg …
Wie ich zu Beginn schon näher ausgeführt habe, ist Megan Lindholm, wie Robin Hobb sich auch nennt und eigentlich heisst eine versierte Autorin. Um so verwunderter rieb ich mir die Augen, als ich mit dem vorliegenden Buch begann. Wo blieb der Charme mit dem die Autorin ihre Figuren zu zeichnen pflegte, wo die Faszination eines Protagonisten, mit dem man mitfiebern konnte, wo eine stringente Handlung?
Nun auch Navare und Fitz hatte jeweils ihre Längen, und wirklich wird es, hat man gut das erste Drittel des Romans hinter sich gebracht, deutlich besser. Der Plot nimmt mit der Entsendung der Drachenhüter Fahrt auf, auch wenn der bislang Hobb unkundige Leser so seine Schwierigkeiten haben wird, der Handlung zu folgen. Oft wird Bezug genommen auf das was in den Liveship-Traders (dt. Zauberschiffe) Bänden erzählt wurde, wird auf Kulturen und Völker eingegangen, die man aus den vorherigen Titeln kennt – kennen sollte, da sie kaum nochmals vorgestellt werden.
Das Ganze wirkt wie ein sehr behäbiger Auftakt zu einem großen Epos, der offene Schluss lässt den Leser unbefriedigt zurück.
Insofern also nicht unbedingt Hobbs bestechendstes Werk. Zwar kommen Reminiszenzen an die Zauberschiffe auf, findet die Autorin aber der Mitte des Bandes zu alter Form zurück, erreicht aber nie die Intensität der Fitz Titel oder die Faszination der ersten Zauberschiff-Bände.