Daniela Krien: Irgendwann werden wir uns alles erzählen
Sommer 1990, nahe der deutsch-deutschen Grenze. Hier lebt Maria, fast siebzehn Jahre alt, auf den Hof ihres Freundes und dessen Familie. Während er seinen Hobbys nachgeht, streift sie meist durch die Gegend, arbeitet am Hof und wünscht sich mehr vom Leben. Mehr Abenteuer, eine Aufgabe, etwas zu tun. Sie träumt und liest, lässt sich treiben. Und eine unsichtbare Hand lässt ihren Weg kreuzen mit dem des Nachbarbauern Henner. Ab diesem Moment kann Maria gar nicht mehr anders, diese ungekannte Macht treibt sie in Henners Arme, obwohl sie ihren Freund doch liebt, ihn nicht hintergehen möchte, sich nichts Böses denkt.
Dieser Roman – Daniela Kriens Debüt! – wartet mit einer solch starken atmosphärischen Dichte auf, dass es manchmal kaum auszuhalten ist! Die Autorin hat ein Händchen dafür genau das zu schreiben, was wichtig ist und das, was man nicht sagen darf, unausgesprochen über allem schweben zu lassen. „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ erobert seine Leser durch Unscheinbarkeit im Sturm. Wer würde zwischen den Deckeln dieses kleinen Büchleins eine solch erschütternde, tiefgehende Geschichte erwarten? Daniela Krien geht mit ihrer Protagonistin feinfühlig um, lässt sie selbst erzählen, ganz so als würde sie ein wirklich passiertes Schicksal in kleinen Arbeitsschritten mit der Person zu Blatt bringen, der es zugestoßen ist. Man spürt beim Lesen die Anwesenheit Marias, obwohl sie doch nur eine Figur im Roman ist, eine Figur, deren Weg durch eine ungekannte Macht vorbestimmt ist, die sich gar nicht wehren kann gegenüber ihrem Schicksal.
Ein großartiger Roman, der an einem vorüberfliegt, aber doch nachdenkliche Spuren hinterlässt und einen nicht sofort loslässt, wenn man die letzte Seite zugeschlagen hat!
Daniela Krien: Irgendwann werden wir uns alles erzählen.
Graf Verlag, September 2011.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.