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Peter Henisch: Vom Wunsch, Indianer zu werden
Jetzt bestellen bei amazon.de! 2012 ist das Karl-May-Jahr, Zeitungen, Ausstellungen, Symposien und eine Handvoll Veröffentlichungen auf dem Buchmarkt gedenken des 100. Todesjahr des großen ErzĂ€hlers, der als Schriftsteller wohl wie kaum ein zweiter seiner Zunft die GemĂŒter erhitzte, galt er den einen doch als begnadeter Schöpfer fantastischer Reiseabenteuer, den anderen als Verderber der Jugend, ja als BetrĂŒger, der sich als sein Alter Ego, als Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi, ausgegeben hatte, als habe er all diese Abenteuer selbst erlebt. Als ernsthafter Schriftsteller, der er vor allem in seinem SpĂ€twerk sein wollte, wurde er nie akzeptiert. Mit der ErzĂ€hlung "Vom Wunsch, Indianer zu werden" legt der Residenz-Verlag eine weitere Veröffentlichung zu diesem PhĂ€nomen vor. Schon wieder eine? Was kann man von ihr halten, konsumgerecht und pĂŒnktlich zum Karl-May-Jahr, eine Geldmacherei?
Nun, so neu ist dieses BĂŒchlein gerade nicht. Bereits 1994 war es erschienen, fĂŒr die Neuauflage wurde der Text vom Autor neu ĂŒberarbeitet. Peter Henisch ist Literaturfreunden ein Begriff. Der Österreicher ist seit rund vierzig Jahren im GeschĂ€ft, hat bereits zahlreiche Preise erhalten, mit seinen Romanen "Die schwangere Madonna" und "Eine sehr kleine Frau" war er fĂŒr den Deutschen Buchpreis nominiert.
Zur Handlung: Im September 1908, Karl May ist 66 Jahre alt und befindet sich inkognito mit seiner Frau Klara auf dem Dampfschiff wĂ€hrend seiner ersten tatsĂ€chlich stattgefundenen Reise in die Vereinigten Staaten, trifft er auf den jungen, verstörten Franz Kafka, der im Zwischendeck logiert. Da gibt es einen wunderlichen Karl May, der sich von seiner Shatterhand-Legende noch nicht verabschiedet hat, eine Klara May, die einen ihr selbst unerklĂ€rlichen Gefallen an dem "komischen Herrn Franz" findet und einen Kafka, der so ist, wie wir ihn kennen - geschĂŒttelt von Komplexen und Unsicherheiten, stĂ€ndig seinen Vater im GepĂ€ck. Henisch rĂŒhrt in allen Töpfen: Da sind die Literatur gewordenen AlptrĂ€ume eines Kafka, inklusive das "Urteil", der "Brief an den Vater" und natĂŒrlich eine Skizze des "Verschollenen", des unvollendeten Amerika-Romans. Da sind auf der anderen Seite die Skandalgeschichten eines May, angefangen mit dessen Ă€rmlicher Kindheit und einem tyrannisch-strengen Vater, der seinen Sohn aus der Armut prĂŒgeln möchte (Vergleiche zu Kafka werden hier durchaus angestellt), der unglĂŒcklichen Ehe mit seiner ersten Frau Emma, dann natĂŒrlich die Verfolgungen durch Presse und Prozesse - und immer wieder seine kriminelle Vergangenheit, vorwiegend als TrickbetrĂŒger. Alles in allem, so kann man sagen, hat Henisch einen netten Mix zusammengebracht. Immer leicht erzĂ€hlt, teilweise ausgesprochen komisch, so wenn die Mays eine Seance mit dem armen Kafka veranstalten wollen - und ihn prompt seinem Vater ausliefern. Der arme Kafka, ohnehin verfolgt von seltsamen Gestalten, die ihn erniedrigen und quĂ€len, seinen ErzĂ€hlungen irgendwie entlaufen und auf den GROSSEN KURFÜRST, das luxuriöse Dampfschiff, gelangt zu sein scheinen.
Das BĂŒchlein unterhĂ€lt vorwiegend Germanisten und richtet sich an Leser, die sich eigentlich schon recht gut auskennen in Werk und Biographie der beiden Dichter, die so grundverschieden und letztlich folgenlos aufeinander treffen. Eine hĂŒbsche Spielerei, sonst nichts? Ja, dabei aber durchaus unterhaltsam, geistreich und in einer leichten Sprache verfasst. Das, was man in der amerikanischen Literatur in der Regel unter "What if"-Geschichten fasst, nicht ganz neu, wenn wir an einige Werke Dieter KĂŒhns denken, und doch ein schönes Buch. Der Titel, das werden literarisch Gebildete sogleich bemerkt haben, ist einem Zitat Franz Kafkas entnommen, so wie er sich Indianer ertrĂ€umte. Das, und das muss auch May in Henischs ErzĂ€hlung enttĂ€uscht feststellen, ist aber auch schon fast die einzige tatsĂ€chliche BerĂŒhrung dieser beiden Dichter. Schade, eigentlich.

Peter Henisch: Vom Wunsch, Indianer zu werden.
Residenz Verlag, Februar 2012.
160 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,90 Euro.

Corinna Griesbach

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