Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
Nora ahnt nichts Böses, als sie mit ihrer besten Freundin Pamela in den Ferien zu ihrer Tante nach Hause fÀhrt. Sie leidet noch immer unter dem Tod ihres Vaters, der ein Jahr zuvor verstorben ist.
Auf dem Weg zu ihrem Elternhaus begegnet sie einem Mann, der sie bittet, mit ihm zu kommen, da sie in Gefahr schwebe. ZunĂ€chst hĂ€lt sie ihn fĂŒr einen VerrĂŒckten und geht nicht darauf ein. Erst als sie entfĂŒhrt wird, wird ihr bewusst, dass der Mann vielleicht recht gehabt hatte. Nur zu dumm, dass es genau dieser Mann ist (sein Name ist Bram), der sie an einem geheimen MilitĂ€rstĂŒtzpunkt verschleppt hat. Zu allem Ăberfluss handelt es sich bei ihrem EntfĂŒhrer auch noch um einen Zombie. Dieser arbeitet mit anderen Zombies und Lebenden zusammen, um Noras Vater, der ebenfalls ein âguterâ Zombie ist, bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen den Zombievirus zu unterstĂŒtzen. Das Problem: Der Vater ist verschwunden.
Bram versucht Nora dies alles stĂŒckchenweise zu erklĂ€ren und es dauert eine ganze Weile, bis sie ihm glaubt und vertraut. Doch dann geben sie alles, um ihren Vater zu befreien und dem Bösen ein Ende zu setzen.
Begleitet wird diese zunÀchst etwas undurchsichtige Geschichte von einer parallel erzÀhlten Liebesstory zwischen Nora und Bram. Ja, ihr habt richtig gelesen.
Je mehr Zeit Nora mit Bram verbringt, desto mehr fĂŒhlt sie sich zu ihm hingezogen. Auch ihm geht es so, doch wollen sich beide ihre Liebe nicht eingestehen.
Das Ganze spielt im Jahr 2195 und zeigt dem Leser eine Welt, die sich auf alte Tugenden besinnt und sich dem viktorianischen Lebensstil verschrieben hat. Gleichzeitig wird das Alte mit AnsĂ€tzen der digitalen Welt angereichert. So gibt es elektrische Kutschen, Hologramme, digitale BĂŒcher und Ăhnliches. Auch wenn das alles etwas chaotisch klingt, hat Lia Habel diese Mischung sehr atmosphĂ€risch umgesetzt. Hier ein groĂes Lob an die Autorin.
Die Kapitel sind je aus der Sicht eines Protagonisten geschrieben. Das macht die Geschichte spannend, da man die verschiedenen Ansichten und GefĂŒhle des jeweils Anderen erfĂ€hrt.
Die Kapitel sind kurz gehalten, was dem Lesefluss zugute kommt. Man möchte immer nur ein weiteres Kapitel lesen und merkt dabei nicht, dass es doch mehr geworden sind.
Die Covergestaltung ist sehr schön. Ein schwarzer Hintergrund, auf dem eine silberglÀnzende, verschnörkelte Schrift prangt. Irgendwie schlicht und doch elegant. Leider nutzt sich durch das Halten des Buches das Silberne nach und nach ab, was am Ende nicht mehr so schön aussieht. Schade.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Die Vermischung aus Zombie-Liebesgeschichte ist zwar ungewöhnlich und spricht sicherlich nicht jeden an (und vielleicht eher Frauen als MĂ€nner), trotzdem hat die Autorin diesen Spagat gut hinbekommen, auch wenn es in meinen Augen unglaubwĂŒrdig ist. Ein Zombie ist nun mal ein Zombie und dieser ist aus bekannten GrĂŒnden nun mal nicht attraktiv. Aber da es sich um ein Fantasyroman handelt, lasse ich das gelten.
Die Sprache ist schön und die Autorin schafft durch ihre Beschreibungen eine wunderbar morbide und dĂŒstere, aber auch irgendwie romantische AtmosphĂ€re. Hin und wieder blitzt ein kleiner schwarzhumoriger Witz auf, wenn Nora zum Beispiel Bram fragt, wie sie denn schmecke.
Meiner Meinung hÀtte diesem Roman noch mehr Humor in dieser Richtung gut gestanden.
Das Ende lĂ€sst vermuten, dass es eine Fortsetzung geben wird. Ich fĂŒr meinen Teil bin gespannt, wie es mit Nora und Bram weitergehn wird.
Lia Habel: Dark Love.
Piper, November 2011.
512 Seiten, Taschenbuch, 15,99 Euro.