Liebesgeschichten ohne Kitsch? Geht das? Ja - und wie. Lesen Sie unsere Geschichten- Sammlung "Honigfalter", das meistverkaufte Buch im Schreiblust-Verlag.
Bei der Totenleserin handelt es sich um eine junge Frau, die in der Mitte des 12. Jahrhunderts Medizin in der sehr offenen UniversitÀt von Salerno studiert hat und aufgrund ihrer FÀhigkeiten in der Pathologie 1171 nach England geschickt wird, um Morde an Kindern aufzuklÀren, die den ansÀssigen Juden angelastet werden. Es ist das England Henry's II. und in Cambridge geht die Angst um. Die Totenleserin Adelia reist mit zwei GefÀhrten, von denen einer Jude und der andere Araber ist: in der Delegation ist also so ziemlich alles vertreten, dem man in England dieser Zeit misstrauisch entgegentritt. Adelia ist eine von den im Augenblick im historischen Roman so beliebten starken Frauen und entsprechend gelingt es ihr, ihre FÀhigkeiten einzusetzen und den Fall aufzuklÀren, nicht ohne selbst in tödliche Gefahr zu geraten.
SchlĂ€gt man das Buch auf und beginnt zu lesen, fĂ€llt einem sofort der Prolog in der Wir-Form auf, bei dem sich bei mir der Gedanke einstellte: oh bitte kein allwissender ErzĂ€hler, der neben mir im Schlafzimmer ist und mir das Buch erklĂ€rt. Diese Form beschrĂ€nkt sich aber auf Prolog und Epilog und im Nachhinein finde ich: eigentlich ein guter Gedanke, der dazu beitrĂ€gt, den Leser in das Geschehen hineinzubringen. Insgesamt ist die Sprache des Romans sehr modern gehalten, der Plot erinnert an einen modernen Thriller, Adelia selbst an die einschlĂ€gig bekannten Pathologinnen, inklusive der unvermeidlichen Liebesgeschichte am Rande.Sollten historische Schnitzer enthalten sein, so sind sie mir entgangen, aber es gelingt der Autorin auch nicht die fesselnde Ăberzeugung aufzubauen, die einen ohne wenn und aber glauben lĂ€Ăt: "So war das also!", dafĂŒr sind die CharaktĂ€re zu modern gehalten. Es bleibt das ganze Buch ĂŒber ein kleiner Zweifel der einen immer wieder fragen lĂ€Ăt: "Und das soll damals so gegangen sein?" Der Thriller-Anteil ĂŒberzeugt allerdings voll und ganz, vielleicht gerade weil die Charaktere modern hinterfragen und versuchen den TĂ€ter anhand seiner Taten zu einzugrenzen.
Alles in allem ist "Die Totenleserin" ein Buch, das man auf nicht bereut und auch nicht halbgelesen weiterverschenkt, es beschert unterhaltsame Stunden und mehr muĂ ein Roman auch nicht bieten.
Ariana Franklin: Die Totenleserin.
Droemer, Februar 2007.
480 Seiten, Hardcover, 19,90 Euro.