Das Ruhrgebiet ist etwas besonderes, weil zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Marl und Witten ganz besondere Menschen leben. Wir haben diesem Geist nachgespĂŒrt.
Josef Wilfling: Unheil. Warum jeder zum Mörder werden kann
Ein Buch ĂŒber das âganz normale Böseâ: Eine Frau, die ihre Mutter tötet, weil diese sie nicht vor den Ăbergriffen des Vaters geschĂŒtzt hat. Ein Jugendlicher ermordet ein MĂ€dchen, das ihm die Freundin ausspannen wollte. Ein Mann erschlĂ€gt seine Ehefrau, weil sie gedroht hat, ihm die gemeinsame Tochter zu entziehen.
Josef Wilfling, langjĂ€hriger Ermittler der MĂŒnchner Mordkommission (Er klĂ€rte unter anderem die Morde an Walter Sedlmayr und Rudolph Moshammer sowie die Morde des Serienmörders Horst David auf), will in seinem Buch der Frage nachgehen, ob tatsĂ€chlich jeder von uns zum Mörder werden kann. Das ist eine durchaus interessante und auch provokante Fragestellung. Leider erfĂŒllt das Buch, meiner Meinung nach, diese Aufgabe nicht. Das Thema wird auf gerade mal 17 Seiten theoretisch behandelt. Auf den restlichen Seiten schildert der Autor oft extrem gekĂŒrzte (manche Geschichten sind nur ein paar Seiten lang, sodass das Verbrechen wohl kaum ausreichend analysiert werden kann) teilweise unspektakulĂ€re FĂ€lle. Diese sind zudem wenig objektiv, sondern stark von der Sicht des Ermittlers geprĂ€gt. Hinzukommen noch einige Seiten Hintergrundwissen zu DNA-Analysen, einige Mordstatistiken etc. - nichts, wofĂŒr man einen Experten brĂ€uchte.
Insgesamt bin ich sehr enttĂ€uscht von dem Buch, hat man doch das GefĂŒhl, dass hier versucht wird, mit einem reiĂerischen Titel und einem nicht erst seit âCriminal Mindsâ, âNavy CISâ & Co. die Massen begeisternden Thema Profit zu schlagen.
Josef Wilfling: Unheil. Warum jeder zum Mörder werden kann.
Heyne, MĂ€rz 2012.
304 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.