Stephan R. Bellem: Tharador - Die Chroniken des Paladins
Was braucht man, um einen erfolgreichen Fantasy-Roman zu schreiben?
Man nehme eine Handvoll Elfen, trinkfreudige Zwerge, böse Magier und wackere, menschliche Helden, und auf geht's hinein ins Abenteuer.
Schon einmal stöhnte die Welt unter der Knute eines dunklen Magiers. Mittels dessen Zauberbuchs »Karand« und mit seinen Orkheeren herrschte der Magier Karandras mit brutaler Hand ĂŒber die LĂ€nder. Der erfolgreiche Aufstand einiger mutiger Streiter fĂŒr die Freiheit fĂŒhrte zu einer neuen Weltordnung.
Doch jetzt, mehrere hundert Jahre spĂ€ter regt sich das Böse wieder. Erneut sucht ein Magier die absolute Macht fĂŒr sich zu gewinnen, und sich mit seinen Gaben die Welt und ihre Bewohner untertan zu machen. Gut nur, dass sich auch die KrĂ€fte des Guten positioniert haben. Mit Tharador, einem Engelskind und Nachkömmling eines der Helden der alten Schlacht steht ein Paladin des Guten bereit, sich den ambitionierten PlĂ€nen des Magiers Tarvon Xandor in den Weg zu stellen. Ein ebenso trinkfreudiger wie kampfeslustiger Zwerg und ein Elf gesellen sich zu dem jungen Mann, der zunĂ€chst so seine MĂŒhe hat, seine Mission anzunehmen. Als ehemaliger Kommandant der Stadtgarde von Surdan hat er seine Erfahrungen mit den angreifenden Orks, Trollen und Gnomen gemacht. AngefĂŒhrt werden seine Widersacher von einem ehemaligen Freund, der sich aufgrund dunkler Beschwörungen gegen ihn wendet. Er muss versuchen, das seit Jahrhunderten verborgene Zauberbuch vor dem Zugriff Xandors zu schĂŒtzen - eine Aufgabe, die ihm alles abverlangt, und zu einem charismatischen AnfĂŒhrer reifen lĂ€sst.
Stephan R. Bellems Debutwerk bedient sich zunĂ€chst einmal gĂ€ngiger VersatzstĂŒcke um eine, zumindest zu Beginn, recht bekannte Geschichte zu erzĂ€hlen. Es gibt die gewohnte Mischung einer Heldentruppe, Verwicklungen, Verrat, eine geschickte Diebin darf ebenso wenig fehlen wie tumbe Orks, Trolle und Goblins. Die Dialoge gerade im ersten Teil des Romans wirken gestelzt, Lesefluss oder Spannung lieĂen auf sich warten. Ich gebe es zu, ich war versucht das Buch aus der Hand zu legen.
Doch dann plötzlich gelang es dem gelernte Bankkaufmann mich zu ĂŒberraschen. Da taucht plötzlich ein OrkhĂ€uptling auf, dem es nicht nur darum geht, möglichst viele Gegner einen Kopf kĂŒrzer zu machen, dessen Angriffe ein nachvollziehbares Motiv haben, und der aus dem zweidimensionalen Bild der Krieger im Dienst des Bösen heraustritt.
Unerwartet, aber höchst willkommen beginnt der Autor mit der Erwartungshaltung seiner Leser zu spielen, ĂŒberrascht er diese mit so nicht erwarteten Wendungen. Ein melancholischer Elf, ein selbstzweifelnder Held, der tragische Widerpart im alten GefĂ€hrten, sie machen zwar die stereotypen Figuren sowie die bislang undeutliche Zeichnung der Nebenfiguren und der HandlungsschauplĂ€tze nicht vergessen, sorgen aber doch fĂŒr eine gewisse Frische. Da kommt plötzlich Tempo auf, da fallen die sprachlichen MĂ€ngel kaum mehr auf. Hier offenbart Bellem, der momentan am zweiten Band - Das Amulett betitelt - seiner Paladin-Trilogie schreibt, Potential eines talentierten ErzĂ€hlers und weckt Appetit auf den zweiten Band.
Stephan R. Bellem: Tharador - Die Chroniken des Paladins.
Otherworld-Verlag, August 2007.
351 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Seiten.