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George R.R. Martin: Das Lied von Eis und Feuer 10: Ein Tanz mit Drachen
George R.R. Martins Fantasy-Epos âA Song of Ice and Fireâ (Deutsch: Das Lied von Eis und Feuer) befand sich schon bald nach Erscheinen der ersten BĂ€nde in vielen Bestsellerlisten.
Weitere Informationen zum Autor und zur gesamten âA Song of Ice and Fireâ-Reihe finden sich in der Rezension von âDie dunkle Königinâ.
âEin Tanz mit Drachenâ, die deutsche Folge 10, erschien im Juli bei Penhaligon.
Im Norden Westerosâ halten Roose Bolton und sein Bastardsohn Ramsay noch immer die Ruine von Winterfell. Auch Theon Greyjoy (Graufreud) ist noch ihr Gefangener. Ramsay Bolton will seinen Anspruch auf Winterfell festigen, indem er das MĂ€dchen, das fĂŒr Arya Stark ausgegeben wird, heiratet. WĂ€hrend die VerrĂ€ter rund um die Boltons auf die Ankunft und den Angriff Stannis Baratheons warten, ereignen sich auf der Burg mysteriöse TodesfĂ€lle.
Der Winter naht nun nicht mehr, sondern er ist endgĂŒltig da. Stannis und sein Heer aus SĂŒdlĂ€ndern und die NordmĂ€nner, die sich ihnen angeschlossen haben um die vermeintliche Arya und Winterfell zu befreien, werden eingeschneit. Zu ihnen gehört, als Gefangene, auch Asha Greyjoy (Graufreud). Zwischen den Nord- und SĂŒdlĂ€ndern kommt es zu Spannungen, nicht zuletzt auch wegen des neuen Glaubens an Râhllor, den Herrn des Lichts, den Stannis und seine MĂ€nner angenommen haben.
Im SĂŒden, in Dorne, spinnt FĂŒrst Doran Martell weiter an seinen geheimen BĂŒndnisplĂ€nen, in die er nun auch seine Tochter Arianne und die Sandschlangen, die unehelichen Töchter seines toten Bruders Oberyn, einweiht.
Seinen Sohn Quentyn hat er bereits zu Daenerys, der Tochter des letzten Targaryen-Königs von Westeros, nach Meereen geschickt. Aber Quentyn kommt zu spĂ€t. Zwar nimmt Daenerys ihn freundlich auf, ist aber nicht gewillt ihn zu heiraten. Um ihrem Volk Frieden zu bringen, bleibt sie bei ihrem Entschluss, den Meereener Adeligen Hizdahr zo Loraq zu heiraten. Doch dann kommen die Drachen wieder ins Spiel und die Ereignisse in Meereen ĂŒberstĂŒrzen sich.
Victarion Greyjoy (Graufreud) ist mit seiner Flotte ebenfalls als Freier unterwegs zu Daenerys. Er ist entschlossen und skrupellos aber nicht allzu intelligent. Seine Erfolgsaussichten scheinen sich aber zu steigern, als er einen Roten Priester gefangen nimmt.
Ser Jorah Mormont und den von ihm entfĂŒhrten Tyrion verschlĂ€gt es zusammen mit der kleinwĂŒchsigen Gauklerin Hella als Sklaven zu den Truppen der Yunkaiâi, die Meereen belagern. Aber Tyrion wĂ€re nicht er selbst, wenn er sich nicht auch aus dieser Situation herauswinden könnte.
Jon Connington, der Greif, erobert in Westeros seine ehemalige Burg zurĂŒck. Er ist der HĂŒter des jungen Prinzen Aegon, des vermutlich rechtmĂ€Ăigsten ThronanwĂ€rters der sieben Königslande.
An der Mauer versucht Jon Snow weiterhin die sich noch im Norden befindlichen Wildlinge zu retten. Das Freie Volk, das sich bereits zu seinen Bedingungen auf die sĂŒdliche Seite der Mauer gerettet hat, siedelt er in den verlassenen Festungen entlang der Mauer an. Sowohl Königin Selyse und ihre Ritter als auch seine eigenen BrĂŒder reagieren darauf mit UnverstĂ€ndnis und Ărger. Und dann warnt ihn die Rote Frau Melisandre vor groĂer Gefahr.
Cersei befindet sich noch immer in Gefangenschaft des hohen Septons. Sie hofft zwar weiter auf ihren Bruder Jaimie, aber sie scheint all ihre Macht verloren zu haben.
Arya setzt im Haus von Schwarz und WeiĂ in Braavos verbissen ihre Ausbildung fort.
Und auch Jaime erlebt Ăberraschendes.
Obwohl der gröĂte Teil der existierenden Charaktere diesen neuen Band bevölkert, sind doch einige FĂ€den nicht weiter gesponnen worden. Brandon im Norden und Rickon im SĂŒden zum Beispiel finden keine ErwĂ€hnung.
Trotz der Vielfalt an HandlungsfĂ€den erscheint dieser Band nicht unĂŒbersichtlich. Jede einzelne Geschichte ist spannend. Alte Geheimnisse werden gelöst und neue entstehen. Die Charaktere entwickeln sich in ihrem jeweiligen Umfeld sehr schlĂŒssig. Wie schon von Anfang an scheut Martin sich auch jetzt nicht, Charaktere sterben zu lassen. Aber ist dies endgĂŒltig? Auch hier darf man sich nicht sicher sein, da das Wiedererwecken von Toten ja schon in den vergangenen BĂ€nden zum Handwerk diverser Priester und Magier gehörte.
Die Magie, ausgelöst durch die RĂŒckkehr der Drachen, nimmt einen wachsenden Stellenwert ein. Melisandre und andere rote Priester verfĂŒgen genauso ĂŒber magische KrĂ€fte, wie wohl auch die Ausbilder von Arya in Braavos. Die Geschichte der groĂen, vergessenen Gefahr aus dem Norden und der einst hochgeehrten, jetzt aber geringgeschĂ€tzten und sich ihrer eigentlichen Aufgabe kaum mehr bewussten Schutztruppe der Nachtwache erinnert an Anne McCaffreys âDrachenreiter von Pernâ.
Nun bleibt abzuwarten wie lange uns George R.R. Martin dieses Mal auf die Fortsetzung warten lĂ€sst. Ein Termin steht leider noch nicht fest, aber der Titel soll wohl âThe Winds of Winterâ sein. Er lĂ€sst uns jedenfalls mit groĂer Spannung und Vorfreude auf die weitere Entwicklung der Geschichte zurĂŒck.
Noch eine Anmerkung zur TV-Serie, die bis vor kurzem auf Sky Atlantic lief: Leider wich die Handlung im Laufe der Folgen inhaltlich immer mehr vom Buch (engl. Band 1: A Game of Thrones) ab. Aber sollte der nĂ€chste Band âA Clash of Kingsâ ebenfalls in Serie in Deutschland laufen, ist er meines Erachtens trotzdem sehr zu empfehlen. Sowohl die Charaktere bzw. Schauspieler als auch die Sets sind absolut grandios und mehr als sehenswert.
George R.R. Martin: Das Lied von Eis und Feuer 10: Ein Tanz mit Drachen.
Penhaligon, Juli 2012.
800 Seiten, Taschenbuch, 16,00 Euro.