Liebesgeschichten ohne Kitsch? Geht das? Ja - und wie. Lesen Sie unsere Geschichten- Sammlung "Honigfalter", das meistverkaufte Buch im Schreiblust-Verlag.
Henning Mankell: Erinnerung an einen schmutzigen Engel
Seit über 30 Jahren ist Afrika eine zweite Heimat für den schwedischen Bestseller-Autor Henning Mankell. Gerade erschienen ist das neue Afrika-Buch des 64-Jährigen: Im Roman „Erinnerung an einen schmutzigen Engel“ nimmt er die Leser über 100 Jahre mit zurück auf den schwarzen Kontinent.
Der schmutzige Engel“ ist auch ein weißer Engel: Hanna, eine junge Schwedin, die es nach Afrika zieht. Ihr Tagebuch versteckt sie, kurz bevor sie im Jahr 1905 für immer verschwindet, unter einer Parkettdiele im Hotel in Beira. Dort findet es 2002 der neue Hotelbesitzer. Dieses Tagebuch hat Mankell zum Roman gemacht.
Es ist eine spannende Lebensgeschichte einer Frau, die für die Schwarzen, Ausgenutzten und Unterdrückten kämpft, aber im rassistischen Afrika, in dem Weiße die besseren Menschen sind, keine Chance hat.
Hanna ist 18 Jahre alt, als sie sich mit dem Schiff auf den Weg macht. Ganz schnell heiratet sie den Steuermann; zwei Monate später ist der tot. Schimpanse Carlos in Menschenkleidern begleitet die junge Frau danach – auch er wird sterben, wie auch eine schwarze Freundin. Ein Krimi ist Mankells Afrika-Buch dennoch nicht. – Fast das Gegenteil, denn eine Instanz, die die Morde sühnt, gibt es nicht.
Hanna wird heimisch in Afrika, heiratet ein zweites Mal: den Besitzer eines Freudenhauses. Auch er stirbt – auf ihrem Körper, nachts im Bett. Die junge Schwedin ist nun eine reiche Frau, versucht mit dem Geld, das sie geerbt hat, zu helfen, möchte das Bordell in einer Kinderheim umbauen lassen, aber scheitert. Hanna bleibt einsam in Afrika, findet bei den Weißen keine Gemeinschaft und bei den Schwarzen nicht das erhoffte Vertrauen.
Mankell erzählt dieses Frauenschicksal mit großer Ruhe – auch die schockierenden Momente wie den Tod der drei Menschen und des Affen oder die Szene, in der Hanna auf einen Friedhof für ungewollte Kinder und Föten der Frauen aus dem Bordell stößt.
Große Literatur ist dieser Roman des Sprachkünstlers Mankell, der einen großen Bogen über 350 Romanseiten spannt und mit einer der meisten Leser völlig fremden und fernen Welt, vor 100 Jahren in Afrika, fasziniert.
Henning Mankell: Erinnerung an einen schmutzigen Engel.
Paul Zsolnay, Juli 2012.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 21,90 Euro.