Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Cid Jonas Gutenrath: 110: Ein Bulle hört zu - Aus der Notrufzentrale der Polizei
Krimifans, die der Arbeit von ermittelnden Kommissaren in Romanen manchmal mit Argwohn ob des Realitätsbezugs gegenüber stehen, können nun nach Gutenraths Sachbuch greifen.
Welche Geschichten spielen sich in der Realität ab? Cid Gutenrath beschreibt sie aus erster Hand, er hat über Jahre die Notrufe der Berliner Polizei entgegen genommen. Er spricht mit Selbstmordkandidaten, Bürgern, die Bagatellfälle der Polizei melden wollen, Spaßvögeln, die die Notrufleitung blockieren und muss harmlose Anrufe von lebensbedrohlichen Situationen unterscheiden und reagieren.
Gutenrath stellt eine persönliche Beziehung zu den Anrufern her, er fühlt mit ihnen. Das beschert auch den Lesern eindringliche Momente.
Cid Gutenrath hat selbst eine bewegte Vergangenheit: Er wuchs im Hamburger Rotlichtmilieu auf, kennt das Leben im Jugendheim und kommt auf Umwegen zur Polizeiarbeit. Diese Lebenserfahrungen und -Erinnerungen fügt Gutenrath mit den beschriebenen aktuellen Fällen zusammen. Meist gekonnt und immer spannend und unterhaltsam.
Cid Jonas Gutenrath: 110: Ein Bulle hört zu - Aus der Notrufzentrale der Polizei.
Ullstein, März 2012.
400 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.