Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Seit sie 11 Jahre alt ist, lebt Blanche bei dem Profikiller Wayne. Er hat sie aufgezogen, ihr den Umgang mit Waffen gelehrt und all die bösen Menschen gezeigt, die sich in Drogen- und Waffenkartellen in ganz Europa organisiert haben. Als Wayne jedoch bei einem Anschlag zu Tode kommt, merkt Blanche, dass hinter ihrer schnelllebigen, gewaltreichen Kindheit viel mehr steckte und Wayne ein Mensch voller Geheimnisse war. Denn nur kurze Zeit nach seinem Tod steht der Erzdämon Beliar vor ihrer Tür und verlangt im Namen des großen Saetan ihre Seele als Ausgleich für den nun verlorenen Wayne. Und das ist nicht alles, auch Killer Zoey befindet sich wieder auf Blanches Spur und sie wagt die Flucht nach vorne. Doch Beliar bleibt ihr auf den Fersen …
Manchmal kommt es einem beim Lesen dieses Romans so vor, als müsse man einen Waffenschein besitzen, um ihn durchweg verstehen zu können. Blanche und ihre Gespielen werfen mit Waffenbezeichnungen nur so um sich und scheuen auch nicht deren Gebrauch. Es herrscht viel Gewalt zwischen den Seiten, oftmals durchaus spannend umgesetzt. Aber der zündende Funke will nicht recht überspringen: Blanche hat es jahrelang vermieden, Gefühle zuzulassen – und das umzusetzen gelingt der Autorin hervorragend. Sie zeichnet eine gefühlskalte Figur, die sich nicht berühren lässt von den Menschen und Vorkommnissen in ihrer Umgebung. Leider erhält man dadurch auch als Leserin – an die sich der Roman vorrangig wendet – oder Leser kaum Zugang zur jungen Blanche. Sie bleibt auf Distanz, ständig in einen Kugelhagel verstrickt und auf seltsame Weise zu Beliar hingezogen.
Jane Christo erfindet das Genre nicht neu, bringt auch keine bahnbrechenden Ideen mit. Ihr Roman lässt sich nett zwischendurch lesen, bleibt durch die Gefühlskälte fern und bestenfalls durch den bereits erwähnten Kugelhagel in Erinnerung. Eine spannende Nebenfigur ist die Prostituierte Nella. Auch sie lässt berufsbedingt keine Gefühle zu, bei ihr ist dies aber anders umgesetzt. Ihr kommt man – im Gegensatz zur Protagonistin – irgendwie nahe. Bleibt sie in diesem Band nur eine bedeutende Nebenfigur, lässt sich doch hoffen, dass derartige Figuren in den Folgebänden ihren Einzug finden.
Gut für Zwischendurch, nett für Liebhaber des Genres.
Jane Christo: Blanche - Der Erzdämon.
Sieben Verlag, April 2012.
210 Seiten, Taschenbuch, 14,90 Euro.