Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Mit „Ewig Dein“ hat Daniel Glattauer, 1960 in Wien geboren und bekannt durch seine beiden Email- Romane „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Welten“, mal einen etwas anderen Liebesroman geschrieben.
Erzählt wird die Geschichte von Judith und Hannes.
Beide lernen sich durch einen „Unfall“ im Supermarkt kennen. Als sie sich durch Zufall wieder begegnen und Judith sich von Hannes’ charmanter Art sehr mitreißen lässt, kommt es zu einem ersten Date.
Hannes passt zwar gar nicht in Judiths Beuteschema, trotzdem gibt sie ihm eine Chance. Schließlich stellt sich heraus, dass er der perfekte Mann ist.
Er ist zuvorkommend, charmant, witzig, der perfekte Schwiegersohn. Das finden auch Judiths Mutter und ihre Freunde.
Doch mit der Zeit erblickt Judith Seiten an Hannes, die sie nicht mag.
Er erdrückt sie mit seiner Liebe und beeinflusst Familie und Freunde so sehr, dass es den Rahmen des Normalen sprengt.
Schließlich entschließt sie sich, Hannes den Laufpass zu geben.
Ab diesem Moment beginnt eine Phase, die Judith im wahrsten Sinne des Wortes in den Wahnsinn treibt. Sie schläft und isst nicht mehr, hört Stimmen und Geräusche und auch ihre Familie und Freunde scheinen sich gegen sie zu wenden.
Schließlich landet Judith in der Psychiatrie.
Wie der Roman endet wird natürlich nicht verraten. Nur so viel: Daniel Glattauer hat sich ein wirklich interessantes und überraschendes Finale erdacht.
Die Kapitel des Romans sind in Phasen unterteilt, gleichbedeutend mit den Phasen einer Beziehung.
Innerhalb dieser Kapitel bringt der Autor die Ereignisse mit solch einem Wortwitz auf den Punkt, dass ich trotz der ernsten Thematik mehrere Male schmunzeln musste.
Allein schon Judiths Lehrmädchen Bianca, mit ihrer schnodderigen, einfachen aber sehr liebenswerten Art, ist „volle“ „ur“ grandios. Also sprachlich einwandfrei. Schnörkellose Sätze, auf den Punkt gebracht, machen diesen Roman zu einem Lesevergnügen.
Denkt man anfangs noch an eine Liebesgeschichte, wie man sie von Herrn Glattauer gewohnt ist, stellt sich schnell heraus, dass diese zu einem Thriller mutiert, der sehr viel Spannung und Wendungen enthält. Immer wieder rätselt man, was Realität und Fiktion ist. Der Wechsel zu einem anderen Genre ist dem Autor damit gut gelungen.
Die wörtliche Rede wird wie in einem Drehbuch präsentiert. Vor jedem gesprochen Satz steht „Er:“, „Sie:“ usw. Mich hat es nicht gestört, könnte für andere jedoch störend sein.
Fazit.
Mit „Ewig Dein“ hat Daniel Glattauer einen wirklich spannenden, aber auch witzigen Roman geschrieben, der glaubhaft die psychischen Berg- und Talfahrten der Protagonisten wiedergibt. Vor allem die Dialoge haben es mir sehr angetan.
Ein sehr kurzweiliges und lesenswertes Buch.
Daniel Glattauer: Ewig Dein.
Deuticke, Februar 2012.
208 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,90 Euro.