Drei Babuschki kämpfen gegen die Unmenschlichkeit der sowjetischen Bürokratie:
Im Leningrad der Sechzigerjahre tauscht die schwangere Antonia ihren Platz im Wohnheim gegen ein Zimmer in einer Gemeinschaftswohnung ein.
Ihre drei älteren Mitbewohnerinnen sind leiderprobt und raubeinig, jedoch haben sie ein Herz für Antonia und unterstützen sie in ihrer schwierigen Lebenslage. Antonias Kind Susanna kommt zur Welt und Antonia muss weiter arbeiten gehen. Die Babuschki betreuen Susanna und die vier Frauen und das Baby wachsen zu einer Familie zusammen.
Allerdings ist Susanna anders als andere Kinder, denn sie kann nicht sprechen. Als sie das Alter erreicht, in dem sie den Kindergarten besuchen soll, wird das zum Problem. Susanna gilt als behindertes Kind, das nach den Regeln der Sowjetunion in ein Heim eingewiesen werden muss.
Hier zeigen die drei alten Frauen stärke. Sie kämpfen gegen das bürokratische System und versuchen, Susanna bei sich zu behalten.
Der Roman ist tragisch und herzergreifend, und auch wenn die Geschichte sich so nur an diesem Ort zu dieser Zeit zugetragen haben kann, geht sie dem Leser hier und heute unter die Haut. Denn dass im repressiven sowjetischen System nur der menschliche Zusammenhalt der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft die Menschlichkeit rettet, zeigt über den beschriebenen Fall hinaus.
Ausgezeichnet mit dem russischen Booker-Preis.
Elena Chizhova: Die stille Macht der Frauen.
dtv, Juni 2012.
280 Seiten, Taschenbuch, 14,90 Euro.
