Jonathan Lethem: Du liebst mich, du liebst mich nicht
„Eine romantische Komödie“ nennt der New Yorker Autor Jonathan Lethem seinen neuen Roman, in den er Motive aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ einwebt. Schauplatz ist aber die Musiker- und Künstlerszene im Los Angeles der achtziger Jahre.
Die vier Mitglieder einer noch namenlosen Independent-Band halten sich mit Jobs im Zoo, in Coffee- und Sexshops über Wasser und hoffen auf den Durchbruch. Da nimmt Lucinda, die Bassistin, einen neuen Job im Projekt eines befreundeten Konzeptkünstlers an: Sie muss Anrufe von Nörglern entgegennehmen. Einer, der ihr von allerhand Abgründen und Obsessionen erzählt, fällt ihr besonders auf. Diese notiert sie und reicht sie an Bedwin weiter, den Songwriter der Band, in der Hoffnung, dass dieser seine Schreibblockade überwindet. Die Rechnung geht auf, und so entsteht tatsächlich eine Reihe neuer Songs. Mit „Monster Eyes“ erregt die Band zum ersten Mal Aufsehen in der LA Musikszene und erhält eine Einladung in die Radiosendung eines berühmten Produzenten. Der Erfolg scheint zum Greifen nah.
Doch inzwischen haben sich Lucinda und Carl, der Telefonnörgler, kennengelernt und in eine wilde Affäre gestürzt. Carl will nun plötzlich die Urheberrechte für die Songs und außerdem Mitglied der Band werden. Damit zerstört er nicht nur das Gefüge der Band, sondern versiebt auch noch den Auftritt und bringt die Gruppe auseinander, um schließlich mit einer anderen Frau abzutauchen. Lucinda, zunächst ratlos und verzweifelt, findet am Ende wieder zu ihrem Ex, dem Leadsänger Matthew, zurück, muss sich jedoch von ihrem Karrieretraum verabschieden ...
Jonathan Lethem stammt selber aus einer Künstlerfamilie, daher seine Affinität zu Kunst, Musik und Comics. Mit erzählerischer Leichtigkeit beschreibt er das prekäre Leben von nicht besonders begabten Musikern, die irgendwann ihre Illusionen vom großen Erfolg verlieren, und spart nicht mit satirischen Seitenhieben auf Wichtigtuerei und verquere Projekte in der kalifornischen Kunstszene. Tragikomisch, oft skurril, mit lakonischen Dialogen, manchmal etwas konstruiert, auch erschließt sich mir nicht so recht, warum Lucinda ausgerechnet einem dicken, alten Mann wie Carl verfällt. Lesenswert für alle, die sich für Kunst und Popkultur interessieren.
Jonathan Lethem: Du liebst mich, du liebst mich nicht.
Tropen Verlag, Mai 2007.
240 Seiten, Hardcover, 19,80 Euro.