Sergej Lukianenko: Der falsche Spiegel, gelesen von Rainer Fritzsche
Das Internet - oder »Die Tiefe« wie sie hier heißt - ist vollkommen interaktiv geworden. Der User zieht einen Anzug an, setzt einen Helm auf und »lebt« für eine gewisse Zeit ein ausgesuchtes Leben. Das System ist so ausgeklügelt, dass man dort sogar einem Beruf nachgehen und Geld verdienen kann. Und natürlich kann man dort auch Verbrechen begehen. Normalerweise hat das im schlimmsten Fall die Zerstörung der eigenen Hardware zur Folge, aber jetzt ist eine Waffe aufgetaucht, die den User im Real-Life tötet. Zuerst will es niemand glauben, aber dann trifft es einen ehemaligen Kollegen von Leonid, dem Helden der Geschichte. Er macht sich auf die Suche nach dem Ursprung der Waffe und nach einer Lösung.
Lukianenkos Helden sind niemals einfach, es sind Helden zum anfassen, die in bester literarischer Tradition verweigern, scheitern, zweifeln und am Ende doch siegen. Die Erzählung stammt bereits aus dem Jahre 1999, deswegen wirkt die Technik, die Leonid benutzt zum Teil überholt und antiquiert. Das tut der Geschichte aber keinen Abbruch, im Gegenteil kann sich auch jeder Otto-normal-User vorstellen, wie die Tiefe funktioniert und was vonstattengeht.
Ein Roman über die Gefahren des totalen Vertrauens in Technik und Internet und über eigene Verantwortung. Rainer Fritzsche habe ich zum ersten Mal Lukianenko lesen hören und er macht das wirklich sehr gut, wenn er auch nicht an die Leistung von Christian Rohde bei den Wächter-Romanen herankommt. Trotzdem war er für den gebrochenen Leonid eine sehr gute Wahl und ich glaube, der Roman gewinnt als Hörbuch noch deutlich hinzu, weil der Umweg über das Alphabeth fehlt und die Geschichte direkt ins Ohr geht, so wie die Tiefe direkt auf den Menschen einwirkt.
»Der falsche Spiegel« ist allerdings eine Fortsetzung (von »Labyrinth der Spiegel«), man kann es auch ohne den ersten Band verstehen, aber ich hatte ständig das Gefühl, dass mir irgendwie Information fehlt. Bei Interesse sollte man also eher mit dem ersten Band anfangen, den ich allerdings schnellstmöglich nachzuholen gedenke.
Fazit: Ich kann es kaum erwarten, den ersten Band anzufangen.
Sergej Lukianenko: Der falsche Spiegel, gelesen von Rainer Fritzsche.
Random House Audio, Januar 2012.
Hörbuch Download, 29,95 Euro.