Als vor mehr als 10 Jahren die ersten Anita Blake Romane bei Lübbe erschienen, kannte noch kein Leser das was heute allgemein als Urban Fantasy die Regale der Buchhandlungen füllt.
Da begegnete dem Leser in den ersten Teilen der Saga eine etwas klein gewachsene, jähzornige Frau, die nicht nur die Gabe hatte Toten wieder zum Leben zu erwecken ihr Eigen nannte, sondern auch als Vampirhenkerin in öffentlichem Auftrag unterwegs war.
Voller Tempo, angereichert mit jeder Menge Gewalt und markanten Figuren eroberte die Reihe schnell eine treue Fangemeinde.
Zwischenzeitlich hat die Autorin ihre Saga auf insgesamt einundzwanzig Bände sowie einige Kurzgeschichtensammlungen ausgeweitet. Lübbe ging in den letzten Jahren dazu über, die Romane für die Übersetzung teilweise aufzusplitten. Vorliegender Roman erschien im Original als elfter Band, so dass noch viel Lesefutter für den deutschen Fan bereit steht.
Inhaltlich aber hat sich die Reihe in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Immer mehr gerät die Zeichnung ihrer übernatürlichen Welt in den Hintergrund, dominiert das literarische Spiel mit der Lust. In plakativen Szenen schildert uns die Autorin ihre stark ans S/M Milieu angelehnte Liebesspiele, in denen es um Dominanz und Unterwerfung, um Schmerzen und Wonne, Verlangen und Erfüllung geht.
Nun wäre dies nicht unbedingt schlimm, wenn die Autorin über die entsprechenden Beschreibungen nicht immer wieder ihre eigentliche Handlung vergessen würde. Ganz zu Beginn wird Anita an den Tatort eines Serienmörders gerufen, im Finale erst geht es dann an die Aufklärung des Verbrechens. Da bleibt viel, Vieles, ja zu viel ungesagt und auf der Strecke.
So springt der Plot munter, oder wohl eher ein wenig chaotisch und letztlich verwirrend hin und her, sieht sich der Leser mit zu vielen Ansätzen und zu wenigen Lösungen konfrontiert. Wenn Laurell K. Hamilton hier sich ein wenig zurückgenommen hätte, es wäre ein guter Roman geworden. So aber bietet selbiger ein verwirrendes Bild, das den Rezipienten trotz interessanter Ansätze letztlich unbefriedigt zurücklässt.
Ein Gutes hat der Roman – Lübbe hat dieses Mal das gesamte Buch auf einmal vorgelegt. Ansonsten eher eine Enttäuschung.
Laurell K. Hamilton: Finsteres Verlangen.
Bastei Lübbe, Juni 2012.
624 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.