António Lobo Antunes: Der Archipel der Schlaflosigkeit
Der 1942 geborene portugiesische Schriftsteller António Lobo Antunes macht es seinen Lesern schwer: Sein neuer Roman "Der Archipel der Schlaflosigkeit" besteht aus einem einzigen langen Gedankenstrom eines Ich-Erzählers, der sich an das Leben auf einem portugiesischen Landgut erinnert. Der Punkt als Satzzeichen existiert genauso wenig wie Dialoge, eine Handlung oder ein irgendwie gearteter Spannungsbogen. Viele Gedanken beginnen und enden im Nirgendwo - um sogleich von einem anderen Thema abgelöst zu werden, das zu einer ganz anderen Zeit spielt. Und so weiter über 320 Seiten. Das macht es schwer, bei der Stange zu bleiben, geschweige denn überhaupt mitzubommen, um was es eigentlich geht: Offenbar hat die Familie, die auf besagtem Landgut lebte, jahrzehntelang unter einem hartherzigen Großvater gelitten. Hier muss allerdings zugegeben werden, dass diese Information bereits im Klappentext stand. Andernfalls hätte man wohl noch mehr Schwierigkeiten, sie dem Text zu entlocken. Soldaten kommen vor, die das Landgut niederbrennen und das Vieh schlachten. Aber vielleicht war das auch alles ganz anders. Erzählte Fakten verschwinden im Nebel von Antunes' Sprache.
Das kann man nun experimentell nennen oder avangardistisch oder "ausgetretene sprachliche Pfade verlassend" - man kann es aber auch schlicht als größtenteils unlesbar einstufen. Der Verfasser dieser Rezension neigt zu Letzterem.
António Lobo Antunes: Der Archipel der Schlaflosigkeit.
Luchterhand, August 2012.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,99 Euro.