Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Thomas Thiemeyer: Das verbotene Eden - Logan und Gwen
Die junge Heilerin Gwen versteht die Welt nicht mehr, seit ihre Gefährtin Juna aus dem Land der Frauen geflohen ist, ausgerechnet mit dem schlimmsten Feind, einem Mann. Wie konnte sie ihr das antun? Nicht einmal ihr geliebter Beruf macht ihr Freude, ständig sieht sie Junas Gesicht. Als sie dazu abkommandiert wird, mit einem Spähtrupp das Reich der verhassten Teufel auszukundschaften, stürzt sie sich waghalsig ins Abenteuer. Die Frauen geraten in eine Falle, bevor sie ihrem Ziel überhaupt nahe gekommen sind. Gwen wird von Logan, einem Krieger der wilden Clans, gefangen genommen. Er freut sich auf den Gewinn, den er auf dem Sklavenmarkt mit seiner hübschen Beute erzielen wird. Bei der Auktion jedoch kommt alles ganz anders ... und die beiden jungen Leute finden sich zwischen den verfeindeten Seiten wieder.
Logan und Gwen ist der zweite Band der Trilogie »Das verbotene Eden«, die mit dem Roman »David und Juna« ihren Anfang nahm. Die Geschichte spielt in der Zukunft. Ein Virus hat vor fünfundsechzig Jahren Männer und Frauen zu erbitterten Feinden gemacht und einen Krieg verursacht, der eine verwüstete, entvölkerte Welt zurückgelassen hat. Die Frauen leben naturverbunden und haben sich auf eine keltische Religion zurückbesonnen; die Männer siedeln in der alten Stadt, beherrscht von der Schwarzen Kathedrale und dem unerbittlichen Inquisitor Marcus Capistranus mit seinen Kriegern der Heiligen Lanze. Dazwischen hausen die Clans, wilde Kämpfer, die mit Religion nichts am Hut haben, aber weiblichen Sklavinnen nicht abgeneigt sind.
Aberglaube, Vorurteile und Hass herrschen vor, technische Errungenschaften und Wissen bloße Relikte der Vergangenheit, in den Dunklen Jahren in Vergessenheit geraten.
Jede Seite will ihren Feind vernichten - ohne daran zu denken, dass die Menschheit auf diese Weise zum Aussterben verdammt ist.
Das Virus hat jedoch inzwischen an Kraft verloren, wie David und Juna feststellen konnten. Die Fronten sind dennoch so sehr verhärtet, dass keine Annäherung möglich scheint. Edana, die Anführerin der Frauen von Glanmôre, hasst das andere Geschlecht ebenso unerbittlich wie der Inquisitor. Die Stimmen der Vernunft werden in beiden Lagern zum Schweigen gebracht.
Gwen ist, anders als Juna im ersten Band, keine ausgebildete Kriegerin. Sie, die ihr persönliches Lebensglück darin sah, ihre Gefährtin zu umsorgen, muss ihre starken Seiten erst entdecken. Das ist ebenso spannend zu verfolgen wie das Überwinden von Vorurteilen und eingetrichterten Dogmen, die vorsichtige Annäherung der beiden Titelhelden. Der Autor zeigt anschaulich, wie schrecklich eine Welt ohne Liebe und Verständnis aussieht und dass es immer wieder Mut braucht, um Hass und Misstrauen zu besiegen. Das Buch bietet eine rasante Handlung und flotte Dialoge. Auf den letzten Seiten lassen einige Überraschungen ein hochspannendes Finale im dritten Band erwarten.
Thomas Thiemeyer: Das verbotene Eden - Logan und Gwen.
Knaur, September 2012.
464 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,99 Euro.