Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
In Jan-Philipp Sendkers Roman ‚Herzenhören‘ ist die junge, ehrgeizige Anwältin Julia Win aus New York nach Burma gereist, um ihren verschollenen, burmesischen Vater zu suchen. Stattdessen hat sie einen älteren Bruder gefunden, der ihr eine außergewöhnliche Liebesgeschichte erzählt hat.
‚Herzenstimmen‘ spielt zehn Jahre später. Eine Stimme, die sie in ihrem Kopf hört, reißt Julia aus ihrem geschäftigen Alltag und sie hat Angst, verrückt zu werden. Als Medikamente keinerlei Wirkung zeigen, rät ein alter, burmesischer Meditationslehrer ihr, in Burma Hilfe zu suchen. Zur gleichen Zeit schreibt ihr Bruder ihr einen rätselhaften Brief. In Burma führt er sie zu einer alten Frau, die ihr ausführlich die Leidensgeschichte ihrer Schwester erzählt. Dies berührt Julia sehr und sie sucht anschließend zusammen mit ihrem Bruder ein anderes Mitglied dieser Familie, was große Auswirkungen auf ihr eigenes Leben hat. Mehr sei hier nicht verraten.
Ein Großteil des Romans bildet wieder die Geschichte in der Geschichte. Der Autor versteht es dennoch, die Spannung beizubehalten. Das Leben der einfachen Leute wird mit allen Sinnen lebendig. Bewundernswert, wie ein Mann selbst den Geburtsvorgang aus der Sicht der Mutter beschreiben kann. Die Liebe steht wieder im Mittelpunkt, aber diesmal geht es auch um die Mutterliebe und die zwischen Brüdern. Im Gegensatz zu dem Roman ‚Herzenhören‘ klammert er die Schrecken der Militärdiktatur nicht mehr aus. Dadurch bekommt die Geschichte einen anderen Charakter, wirkt reifer, realistischer.