Das mit 328 Seiten dickste Buch unseres Verlagsprogramms ist die Vampiranthologie "Ganz schön bissig ..." - die 33 besten Geschichten aus 540 Einsendungen.
João Paulo Cuenca: Das einzig glückliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall
„Das einzig glückliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall“ sagt Herr Okuda, ein alter Mann, der aufgrund seines Reichtums, seiner Macht die totale Überwachung und Kontrolle seines „Herrschaftsbereiches“ anstrebt. Als sein Sohn Shunsuke sich in eine Ausländerin verliebt und mit ihr sein eigenes Leben plant, fordert er zugleich die totale Herrschaft seines Vaters heraus. Aber mit der Liebe ist es nicht so einfach und schön, wie Shunsuke anfangs glaubt. Schnell stellt er fest, dass seine große Liebe nicht auf die gleiche Weise erwidert wird, wie er es sich erhofft hat.
In einer dichten und mitunter lyrischen Sprache erzählt João Paulo Cuenca, geboren 1978 in Rio de Janeiro, eine sehr spezielle Version einer Liebesgeschichte, die bereits durch den Titel eine unheilversprechende Richtung erhält. Der Kurzroman ist auch keine klassische Geschichte im Stile von Romeo und Julia, sondern ähnelt eher einem surrealen bösen Traum. Man hofft, noch rechtzeitig wach zu werden, bevor das drohende Unglück wahr wird. In kurzen Kapiteln von wenigen Seiten wird die Veränderung eines Machtgefüges beschrieben. Dabei wechseln immer wieder die Perspektiven und Sprachrhythmen, um die Folgen von Shunsukes Liebe und seiner Entwicklung zu einem mündigen Mann zu beschreiben. Der Autor schafft trotz des chronologischen Verlaufs seiner Geschichte, den Leser mit zwei möglichen Ausgängen zu überraschen.
Der Kurzroman liest sich am besten langsam, um die Feinheiten der Sprache und ihre Umsetzung in Bildern und Metaphern zu erfassen. Der Schauplatz Tokio mit seinen schräg beschriebenen Neben- und Unterwelten wirkt geheimnisvoll und zugleich futuristisch. Auch die eingebetteten Grausamkeiten würden man eher in einem anderen Kontext vermuten. Bei João Paulo Cuenca ist alles anders. In diesem Jahr wurde er auf die Liste der 20 besten brasilianischen Autoren gesetzt. Einer seiner Auslandsaufhalte war in Tokio. Möglicherweise entstand auf dieser Reise sein ungewöhnlicher Roman, der eher für Leser ohne feste Lesegewohnheiten gedacht ist.
João Paulo Cuenca: Das einzig glückliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall.
A1 Verlag, August 2012.
141 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,90 Euro.