Mit zehn Jahren haut Nickel aus der Hölle ab, die sich seine Pflegefamilie nannte. Unter diesem Deckmantel fand Unaussprechliches statt und so beschlieĂt der Junge, von nun an allein zu leben. Gewitzt entwirft er sich ein Leben und verfolgt von nun an PĂ€dophile. Zwei Jahre sind vergangen, Nickel ist mittlerweile zwölf Jahre alt. Sein Auskommen schafft er sich ĂŒber die Erpressung der PĂ€dophilen vor allem ĂŒber das Internet. Nebenbei hilft er in Not geratenen Kindern, etwa bei der EntfĂŒhrung von Geschwistern oder wenn sie durch Gewalt Erwachsener in BedrĂ€ngnis geraten. Tief in ihm drin schlummert das Trauma seiner Vergangenheit, aber Nickel hĂ€lt allen Belastungen stand.
Die Romanfigur ist schrecklich unnahbar. Ein ZwölfjĂ€hriger, der auf eigene Faust in einer Wohnung lebt, in Geld schwimmt und abscheuliche TĂ€ter verfolgt. Und so bleibt Nickel wie sein Konterfeit auf dem Titel des Buches â irgendwie gesichtslos. Das passt aber durchaus zu dieser Figur, denn trotz allem ist er irgendwie greifbar, wenn immer mehr Details seiner eigenen Vergangenheit an die OberflĂ€che schwappen. Der Roman ist dabei nĂ€mlich spannend erzĂ€hlt, wenn man manchmal auch an seinen realistischen ZĂŒgen zweifeln mag. âNickelâ kommt eher wie ein Actionfilm daher, dessen Held alles andere als zwölf Jahre alt ist. Was auĂerdem hinzukommt, ist eine wirklich grottenschlechte Ăbersetzung, die zu vielen Stolpersteinen im Text fĂŒhrt, die es in der amerikanischen, sehr erfolgreichen Originalausgabe sicher nicht gegeben hat. ZurĂŒck bleibt somit ein Buch, das man lesen kann, aber nicht muss. GrundsĂ€tzlich interessant, scheitert es an der Gestaltung im Deutschen, macht aber gleichfalls sehr neugierig auf seinen Helden. Von Nickel möchte man am Ende dann doch gerne noch mehr lesen!