Das mit 328 Seiten dickste Buch unseres Verlagsprogramms ist die Vampiranthologie "Ganz schön bissig ..." - die 33 besten Geschichten aus 540 Einsendungen.
Ein Undercover-Polizist überrascht Einbrecher in seiner Wohnung, im Kampf stirbt er, die Diebe nehmen seinen Laptop mit. Umweltaktivisten, die sich in seinen Computer gehackt haben, beobachten und filmen die Tat über seine Webcam, geraten selber in Verdacht. Der Tote hatte eine Beziehung zu einer Managerin eines Beton-Konzerns, einer der wichtigsten Zulieferer für den Bau von Atomkraftwerken. Kurz vor den Präsidentschaftswahlen in Frankreich stellen sich Verstrickungen eines Kandidaten mit diesem Unternehmen heraus, ein neues AKW-Bau steht vor der Genehmigung. Der leitende Ermittler leidet unter einer Ehekrise, zwischen allen Beteiligten wimmelt es von Konflikten und die Umweltaktivisten planen eine spektakuläre Aktion.
Der Plot ist aktuell, gesellschaftskritisch und realistisch. Wenn allerdings einer der Präsidentschaftskandidaten seine Frau schlägt, die sexuellen Fantasien des anderen Politiker mit deftigen Worten beschrieben werden, wirkt das klischeehaft. Dazu passt die harte, abgehackte Sprache mit kurzen Sätzen, in einigen fehlen die Verben. Oft beschränken sich die Autoren auf die Schilderung der Ereignisse, Gedanken und Gefühle der Protagonisten werden nur selten geschildert, was ein Hineinversetzen in sie erschwert. Die Namen französischer Behörden und Abkürzungen werden in Fußnoten erklärt. Dies erleichtert das Verständnis der äußert komplexen Handlung. Noch hilfreicher wäre eine Liste der vielen Figuren und deren Funktion gewesen.
Dominique Manotti: Die ehrenwerte Gesellschaft.
Assoziation a, August 2012.
277 Seiten, Taschenbuch, 14,00 Euro.