Das mit 328 Seiten dickste Buch unseres Verlagsprogramms ist die Vampiranthologie "Ganz schön bissig ..." - die 33 besten Geschichten aus 540 Einsendungen.
Der Berliner Stararchitekt Julian Götz ist angeklagt, seine Frau und seine beiden kleinen Töchter bestialisch ermordet zu haben. Ben Lindenberger, ein junger Drehbuchautor und Journalist, wittert die Chance, mit einem Buch über den Prozess und exklusiven Interviews mit dem Angeklagten, berühmt zu werden. Im Zuge seiner Recherchen verstrickt er sich aber immer mehr in den Fall bis er schließlich sogar glaubt, selbst der Mörder zu sein. „Er wusste, dass er durch einen Prozess der Einsicht und Vergegenwärtigung gegangen war, der ihn von allem Überflüssigen gereinigt hatte wie ein Bad in flüssigem Stahl. Vor ihm stand seine wahre Persönlichkeit, herausgeschält aus einem Wust von Nebensächlichkeiten, Irrtümern, Wünschen und Albernheiten. Übrig geblieben war der Kern seines Charakters, das Skelett seines Wesens. Ein hartes, kaltes Gerippe, von dem alles Fleisch abgefallen war und das trotzdem von einem Gefühlt beseelt wurde. Von dem Gefühl, eine Schuld auf sich geladen zu haben. Eine Schuld, die in es hineingerammt worden war wie ein Pfahl.“ (Seite 287f)
Wie man schon an diesem Zitat erkennt, ist Jonas Winners „Der Architekt“ ein Buch für anspruchsvolle Krimileser und auch Architekturfans kommen auf ihre Kosten. Was zunächst wie ein normaler Kriminalfall beginnt, führt immer tiefer in eine bizarre Parallelwelt mitten in Berlin und eröffnet einen erschreckenden Blick in menschliche Abgründe. Parallel zu der oben beschriebenen Haupthandlung gibt es übrigens auch eine Nebenhandlung um die junge Mia, die sich bis zum Ende des Buches eigentlich nicht wirklich erschließt, dann aber umso fulminanter einschlägt und schockiert.
Fazit: Ein intelligenter Psychothriller jenseits des Mainstream.
Jonas Winner: Der Architekt.
Knaur, Oktober 2012.
384 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.