Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
Ein Blick in die Medien zeigt dem aufmerksamen Beobachter schnell, wo die eigenen Unzulänglichkeiten sein können: Sei es im äußeren Gesamterscheinungsbild oder bei den geistigen Kapazitäten, bei einer vielleicht nicht so robusten Gesundheit oder den Grenzen der eigenen Kraft, wenn Körper und Geist nach einem langen Arbeitstag müde sind. In diesem Kontext wäre der Gedanke interessant, den optimalen Menschen herbeizuwünschen. Einer der schön ist, alles kann und unglaublich intelligent ist. Wissenschaftler könnten die Gene der Menschen für die Zukunft gestalten, wie Ingenieure Fahrzeuge entwickeln, die schneller fahren, weniger verbrauchen ...
Naomi und John wird so eine Chance geboten. Beide sehnen sich nach einem gesunden Jungen, nachdem ihr vierjähriger Sohn aufgrund einer Erbkrankheit gestorben ist. Beide beschließen, dies soll nie wieder geschehen. Dr. Dettore, eine Kapazität in der Genforschung mit fragwürdigem Ruf, behandelt Naomi in seiner Spezialklinik, die sich auf einem umgebauten Tanker auf offener See befindet. Nach vier Wochen Behandlung wird sie tatsächlich schwanger, und nach der schwierigen Frühgeburt eines Zwillingspärchen stellen die Eltern erschrocken fest, dass ihr Leben in einem Ausnahmezustand ist. Die Frage, ob Dr. Dettore Fehler unterlaufen sind, dürfte das kleinste ihrer Probleme sein: Ihr Arzt stirbt bei einem Hubschrauberabsturz; die schwimmende Klinik verschwindet ebenfalls spurlos. Gleichzeitig tauchen religiöse Fanatiker auf, die genmanipulierte Kinder und deren Eltern ermorden. Der Presserummel erfasst auch Naomi und John. Ihnen gelingt die Flucht von Kalifornien nach England, wo sie sich ein sicheres und zugleich ruhiges Leben versprechen, wären da nicht die seltsamen Verhaltensweisen ihrer Zwillinge.
Peter James, der unter anderem Drehbücher und Krimis schreibt, hat mit seinem Psychothriller „Nur dein Leben“ ein Thema aufgegriffen, das einiges an Aktualität zu bieten hat. In einer Zeit, in der sechzigjährige Frauen auf Schiffen künstlich befruchtet werden, Konzerne Patente auf Erbgut innehaben, ist der Schritt, einen Menschen zu gestalten zumindest im Wunschdenken nicht mehr weit. Nach einer ausführlichen und etwas gemächlichen Einleitung nimmt der Thriller ab dem zweiten Drittel deutlich an Fahrt auf. Es werden viele Finten geschlagen, so dass erst im Finale ein möglicher Ausgang erkennbar wird, um letztendlich mit einer weiteren überraschenden Wendung aufzuwarten.
Peter James: Nur dein Leben.
Scherz, Dezember 2012.
448 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,99 Euro.
