Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Viel ist vom Ruhm des ehemaligen Pulitzer-Preisträgers Max Fuller nicht übrig geblieben. Der Ex-Junkie schlägt seine Zeit als Journalist für ein CBS-Format mehr schlecht als recht tot – bis ihn eines Tages ein rätselhafter Anwalt sprechen möchte. Bei seinem Mandanten handele es sich um Mike Donovan, den Piloten des fünften Flugzeugs am 11. September 2001 – doch ehe Fuller die näheren Hintergründe beleuchten kann, wird der Anwalt vor seinen Augen erschossen und er selbst entgeht nur knapp einem Anschlag.
Unterstützt von Liz Brokaw, der Tochter des Piloten, und dem Konspirologen und Hacker Nick Larson macht sich der gescheiterte Journalist auf die Suche nach der Wahrheit – doch das ist leichter gesagt als getan, denn die kriminellen Köpfe, die hinter 9/11 stecken, setzen alles Mögliche daran zu verhindern, die wahren Hintergründe zu verbergen …
Bei der scheinbar nahezu grenzenlosen Masse an mehr oder weniger originellen Verschwörungsthrillern, die in letzter Zeit den Buchmarkt unsicher machen, muss man seinen Lesern schon etwas Besonderes bieten, um sie zu fesseln. Auf den ersten Blick handelt es sich bei „Das fünfte Flugzeug“ um nichts anderes als eine typische 9/11-Verschwörungstheorie – und das nicht nur, weil von letzteren so viele in den Dialogen des Romans zur Sprache kommen. Auch die Hauptpersonen des Romans sind nicht wirklich außergewöhnlich, sondern eher flach, austauschbar und so ziemlich allesamt nach altbekanntem Schema geschrieben: Der gescheiterte Protagonist, der noch mal auf seine große Chance hofft, sein leicht durchgeknallter Sidekick und die schöne Dritte im Bunde, in dem Fall Liz Brokaw – da ist die mehr oder minder zwischen den Zeilen mitschwingende Anklage an die Medien weitaus interessanter.
Es sind auch nicht die Charaktere, die den Reiz an Coopers Debüt ausmachen, nicht mal die Story und deren Auflösung, denn diese ist weiß Gott nicht gerade eine Offenbarung. Was das gewisse Etwas an diesem Roman ausmacht, ist vielmehr der Stil des Autors. Während andere Schriftsteller den verzweifelten Versuch unternehmen, ihre Leser mit der x-ten groß angelegten Verschwörung zu beeindrucken oder zu langweilen und dabei mitunter unfreiwillig ins Lächerliche abdriften, versucht John S. Cooper gar nicht erst, ernst oder originell zu sein (zumindest nicht in puncto Plot).
Wesentlich origineller ist dafür sein Humor, denn der zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung des Romans: MPi-Schützen werden mit Paintball-Geschossen abgewehrt, Handys mit einer bloßen Hand zerdrückt und alles in allem bekommt man eher den Eindruck, Cooper hält Verschwörungstheorien eher für albern. Die Sprache ist einfach, die Sätze sind nicht verschachtelt, sodass sich „Das fünfte Flugzeug“ bei dem Erzähltempo und Coopers unkompliziertem Schreibstil locker-leicht lesen lässt.
Zum Inhalt passt übrigens auch der Hintergrund des Buches: Die wahre Identität von Autor Cooper und dem (angeblichen) Übersetzer Sam Van Heist (Verschwörungstheoretiker munkeln, es gäbe weder den einen noch den anderen – jedenfalls nicht unter diesen Namen) scheint momentan mysteriöser zu sein als die wahren Hintergründe des 11. Septembers.
Fazit: Liebhaber wendungsreicher Plots werden zwar nicht allzu sehr auf ihre Kosten kommen; wer mehr Wert auf eine gehörige Portion Witz mit einer Mischung aus Verschwörungstheorien und hohem Erzähltempo legt, kann allerdings bedenkenlos zugreifen.
John S. Cooper: Das fünfte Flugzeug.
Kiepenheuer & Witsch, Köln, September 2007.
367 Seiten, Taschenbuch, 8,95 Euro.