Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
Gibt es etwas friedlicheres als das Bild eines Novizen, der im klösterlichen Garten die Erde umgräbt? Wer würde bei einem solch idyllischen Bild denken, dass die Scheibenwelt selbst in Gefahr geraten könnte?
Brutha geht, nichts böses ahnend, seiner gärtnerischen Beschäftigung nach, als ihn aus heiterem Himmel eine Schildkröte anspricht.
Nun könnte man meinen, dass ganz spezielle Kräuter im Garten angebaut würden, die unser Novize dann etwas zu extensiv konsumiert hätte.
Weit gefehlt, die Erklärung ist weit phantastischer, denn hinter der Schildkröte steckt niemand geringeres als Om, der Gott des Landes Omnien.
Und im Gottesstaat ist so einiges nicht so, wie es dem Gott gefällig ist. Da wird munter darauf los gefoltert – man nennt dies dann heilige Inquisition – die Kirchenoberen führen ein strenges Regiment und sind so gar nicht begeistert über göttliches Einschreiten – zumal außer Brutha niemand mehr an Om glauben will …
Mit spitzer Feder rechnet Pratchett in einem seiner besten Scheibenwelt-Bücher mit der Religion ab. Er prangert dabei Machtmissbrauch und allein seligmachende Herrschaft des Klerus ebenso an, wie vermeintliche Wunder oder angebliche Heilige und Propheten. Das aber so einfühlsam dass sich kein noch so fundamentaler Anhänger, welcher Religion auch immer, sich auf die Zehen getreten fühlen muss. Dass der Roman, der in der neuen Übersetzung noch tiefgründiger und weiterhin sehr humorvoll daherkommt, macht ihn zu einem wahren Pageturner.
Das hat Esprit, seine lustigen Seiten aber auch sentimentale Momente – ein Pratchett voller intelligenter Gedanken zu Lachen, zum Nachdenken und sich einfach unterhalten lassen – so gut kann die Scheibenwelt sein.
Terry Pratchett: Einfach göttlich .
Manhattan, Oktober 2012.
384 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.