Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Doch Ruben schließt sich seiner Schwester und ihren beiden Begleitern nur widerwillig an. Julie möchte ihm unbedingt vertrauen, doch schon bald fürchtet sie, ihren Bruder an den einflussreichen Vater zu verlieren. Und die Zeit drängt, denn ihr Vater Cal setzt alles daran, die Zwillinge in seine Gewalt zu bekommen. Julie und Ruben sind die Einzigen, die zwischen ihm und der Macht über die Menschen stehen.
Manches an diesem Jugendfantasyroman Mascha Vassenas ist altbekannt und abgedroschen wie der Unterschlupf der Flüchtenden bei einem fahrenden Zirkus, manches überflüssig für die Handlung wie die Szene mit der Hexe Mathilde am Teich. Insgesamt aber kann Mascha Vassena den alten Legenden um die Seraphim und die Cherubim neue und originelle Aspekte abgewinnen. Ihre Engel sind komplexe Charaktere, zuweilen überirdisch schön, manchmal abgrundtief böse.
Die Spannung des Romans erwächst aus den Konflikten der Figuren, die auf ihrer Suche nach Julies und Rubens Vater Cal viel über sich selbst erfahren und sich entwickeln müssen, um ihre wenig aussichtsreiche Mission zu Ende zu bringen.
Warum die Autorin die Geschichte während der Französischen Revolution ansiedelt, hat sich mir bei der Lektüre nicht erschlossen. Der historische Rahmen schafft nicht mehr als eine pittoreske Beigabe. Für die Handlung macht es keinen Unterschied, ob die Geschichte im Mittelalter, in der Renaissance oder in der Jetztzeit spielt.
Fazit: Ein spannender Jugendroman, der leider sein Potential (noch) nicht ganz ausschöpfen kann.
Mascha Vassena: Die Prophezeiung der Seraphim.
Heyne, Oktober 2012.
416 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.