Fans des italienischen Bestseller-Autor Andrea Camilleri wird in diesem Jahr nicht langweilig. Mindestens ein halbes Dutzend Bücher des 86-Jährigen erscheint in diesem Jahr bei verschiedenen Verlagen neu in Deutschland.
So schnell, wie Camilleri schreibt, kommen die Übersetzer gar nicht hinterher: Allein 2012 hat der Sizilianer zwei neue Bücher vorgelegt.
Die erste Neuerscheinung des Jahres ist „Der Hirtenjunge“, geschrieben 2009 – ein Märchen, mit dessen phantastischen Ideen Camilleri auch Fantasy-Autoren Konkurrenz macht. Die Geschichte ist zuweilen abstrus, aber sehr spannend geschrieben.
Der 14-jährige Held Giurlà ist ein armer Fischersohn in einem sizilianischen Dorf. Das Meer ist sein Element, dort fängt er Fische mit den Händen. Das Kind wird von den Eltern ausgeliehen als Ziegenhirte in die Berge, lernt die Einsamkeit kennen und die Sehnsucht. Später packt ihn die jedoch auch, als er kurz mal zurückkehrt ans Meer.
Seltsame Fantasien vom Sex mit Tieren entwickelt Camilleri. Giurlàs einzige Gesellschafterin in der sparsanischen Berghütte ist die Ziege Beba – für den Pubertierenden ist klar, womit er sich die Zeit vertreibt, wenn die Melkerinnen nicht gerade zu Besuch sind.
Camilleri sieht die Roman-Novelle als „Metamorphose“, als Abschluss einer Trilogie, die „Die Frau aus dem Meer“ begann und mit „Der Bahnwärter“ fortgesetzt wurde.
Im „Hirtenjunge“ wendet er die Metamorphose in ein Märchen: Armer Hirtenjunge trifft Prinzessin, rettet ihr zwei Mal das Leben – und wenn sie nicht gestorben sind...
Auch wenn man den sexuellen Seltsamkeiten gar nichts abgewinnen kann – spannend geschrieben ist der Roman, und er erzählt einfühlsam und – wie von Camilleri gewohnt – sprachlich geschliffen eine Geschichte mit viel Atmosphäre. Von der Liebe, von Sehnsucht und vom Glück des Tüchtigen.
Andrea Camilleri (23.1.): Der Hirtenjunge.
Kindler, Januar 2013.
208 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,95 Euro.