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Susanne Ruitenberg und Julia Breitenöder haben Geschichten geschrieben, die alle etwas mit Frankfurt zu tun haben.
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Vladimir Nabokov: Lolita (1955)
Jetzt bestellen bei amazon.de! Ein heißes Eisen. Pervers und verdorben. Und doch „nur“ genauso pervers und verdorben wie das Leben selbst.
Kollektiver Aufschrei: Wie krank muss jemand sein, der einen Roman ĂĽber die sexuelle Bindung eines erwachsenen Mannes zu seiner jugendlichen Ziehtochter schreibt? Wie krank der, der diesen Roman liest?
Vorsicht, liebe Nation, denn wer im Glashaus sitzt, der sollte lieber nicht mit Steinen werfen. Geisterte nicht – war es im letzten Jahr? - diese Geschichte durch dieses Boulevardblatt mit der Auflage, nach der sich renommierte Blätter die Finger lecken, diese Geschichte von dem Lehrer, der seine Frau verlässt, um eine Beziehung zu seiner jugendlichen Schülerin zu beginnen? Abgelichtet und gedruckt beim Stelldichein am See und ganz Deutschland sah zu, las mit und bildete sich eine Meinung?
Das war Realität und niemand hat sich entrüstet abgewendet, sich geweigert, das Boulevardblatt zu kaufen. Bei Nabokovs Lolita, reine Fiktion, erntet der Leser, der sich traut zuzugeben, dass er dieses Buch – vielleicht sogar mit Freuden - gelesen hat, mindestens ein Kopfschütteln, wenn nicht gleich die Unterstellung, die im Buch dargestellte pädophile Neigung zu teilen oder zumindest zu dulden.

Ja, der Roman stellt ein Verhalten zur Schau, das man besser nicht nachmacht, aber das tun Kriminal- oder Horrorromane auch und trotzdem liest man sie.

Der Inhalt ist wahrscheinlich allzu bekannt und schnell erzählt:

Der gebürtige Franzose und Literaturwissenschaftler Humbert Humbert, der in den Vereinigten Staaten lebt, heiratet die verwitwete Amerikanerin Charlotte, weil er sich zu deren Teenager-Tochter Dolores, die er Lolita nennt, hingezogen fühlt. Als Charlotte erfährt, dass Humbert sie nur geheiratet hat, um ihrer Tochter nahe zu sein, läuft sie aufgebracht vor ein Auto und stirbt, was Humbert allein mit Lolita zurücklässt. So beginnt eine Art „Roadnovel“ – Humbert, der Lolita geradezu verfallen ist, durchreist mit ihr die Vereinigten Staaten, vordergründig als Vater und Tochter, hinter verschlossenen Türen als sexuelle Verbindung. Es ist eine Art perfider „Partnerschaft“, denn Lolita ist allein auf weiter Flur und Humbert ausgeliefert, so versucht sie, das Beste aus der Situation zu machen und lässt sich die sexuellen Aktivitäten auf die eine oder andere Art bezahlen. Als Dolores auf den der Literatur ebenfalls zugeneigten Quilty trifft, sieht sie ihre Chance zur Flucht gekommen und brennt mit ihm. Doch Humbert gibt nicht auf. Er ist dem Mädchen derart verfallen, dass er sich auf die Suche nach ihm macht, doch er findet es nicht. Sie ist es schließlich, die ihn kontaktiert, da sie in Geldnöten ist. Humbert hilft der inzwischen verheirateten Dolores, lässt sich diese Hilfe jedoch mit Informationen über ihren vermeintlichen Retter bezahlen. Lolita erzählt Humbert, dass Quilty sie zur Pornographie zwingen wollte, woraufhin Humbert entscheidet, Lolita zu „rächen“ und ihren Peiniger zu erschießen.

Nabokov setzt seinen Protagonisten erzähltechnisch sehr gekonnt in Szene – und vielleicht ist dies das „Gefährliche“ an dem Buch, denn je weiter man dem Verlauf des Romans folgt, umso mehr rückt die moralische Verwerflichkeit in den Hintergrund. Nein, nicht die Verwerflichkeit an sich- eher ist es ihre Wahrnehmung als Verwerflichkeit. Die Geschichte entwickelt eine Eigendynamik, ist nicht Nabokovs Wertung eines moralisch zweifelhaften Geschehens, sondern „einfach“ eine Liebesgeschichte, denn Humbert ist besessen von Lolita, er will sie besitzen, liebt sie - auf seine krankhafte Art.

Jegliche Handlung ist demnach erlaubt, solange die zugrunde liegende Motivation unter den Deckmantel des Begriffs „Liebe“ fällt?
Nein, Nabokov propagiert hier in keinem Fall die Legitimierung einer sexuellen Beziehung zwischen einem erwachsenen Mann und einer Jugendlichen.
Seinen Roman kann man als Studie über krankhafte Liebe lesen. Gleichzeitig ist er eine, im wahrsten Sinne des Wortes, Auseinandersetzung mit einem klassischen literarischen Motiv. Gleichzeitig und vielleicht sogar vor allem, denn warum sonst verweist Nabokov – manchmal mehr, manchmal weniger offensichtlich - so häufig auf Edgar Allen Poe, andere Große der Literatur und ihre Werke?

Ja, ein heiĂźes Eisen vielleicht, aber Lolita ist Fiktion, eine Fiktion ĂĽber fiktionale Motive und nicht, wie bei Poe, der seine jugendliche Cousine heiratete, gelebte Wirklichkeit.

Lolita - keine Anleitung zur Pädophilie oder gar ihre Lobpreisung, sondern ein großes Buch über Literatur.


Vladimir Nabokov: Lolita (1955).
Rowohlt-Taschenbuch, September 2005.
527 Seiten, Taschenbuch, ab 3,99 Euro.

Tanja Muhs

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