Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Tommy Jaud, Sat.1-Vorzeigekind in Sachen Humor, hat mit Millionär sein drittes Comedy-Buch nach Vollidiot und Resturlaub veröffentlicht.
Beide Bücher waren Kracher, die man nicht aus der Hand legen konnte. Auf fast jeder Seite Lacher und viel Alltagswitz, versteckt zwischen kleinen Peinlichkeiten. Tatsächlich gelang es, den Humor Jauds auch ohne die dazu passenden Bilder zu transportieren. Leider schafft Millionär das nicht. Bei weitem nicht!
Simon Peters, der „Vollidiot“, ist angekommen im Nichts eines Hartz IV Empfängers, schlägt sich so durch, wird von seinen Freunden unterstützt und nörgelt sich durch die Call-Center-Verbrauchernummern von Procter&Gamble. Als eine Luxustussi über seiner Agentur-für-Arbeit-gesponserten Wohnung einzieht, ist klar: Er muss Millionär werden, um die Alte wieder rauszuschmeißen.
Auf den ersten Blick könnte das eine witzige Story sein und – ich nehme es vorweg – ist es auch als Hörbuch und wird es mit Sicherheit als Film sein. Das Buch aber kommt nicht an die Vorgänger heran.
Das von Simon Peters gezeichnete Bild ist keinesfalls witzig, sondern ein klischeehaftes, trauriges Abziehbild einer Person, die versucht, witzig zu sein. Die bei Jaud so geschätzten „Alltagspeinlichkeiten“ sind in Millionär viel zu platt. Zu plump ist der Aufbau des ganzen Romans, zu einfach die Struktur und das Ende des Buches ist schon zu Beginn voraussehbar. Beim Lesen entsteht der Eindruck, Tommy Jaud wollte kein Buch schreiben, sondern ein Drehbuch (und in einem Drehbuch würden die vielen Stilblüten und Druckfehler auch nicht stören).
Das Hörbuch, von Christoph Maria Herbst alias Stromberg gesprochen, transportiert Jauds Humor besser und zeigt, dass der Autor zu Recht zu Deutschlands Top-Comedy-Schreibern gehört. Das „gedruckte“ Buch muss man nicht kaufen.
Tommy Jaud: Millionär.
Scherz-Verlag, Juni 2007.
320 Seiten, Taschenbuch, 13,90 Euro.