Das ist mal ein origineller Einstieg: "Man wird mich wegen einer Familie namens Gilpatrick umbringen."
Überhaupt ist das Thema Familie für Connie Bowskill ein hoher Stressfaktor. Zwar hat sie sich gemeinsam mit ihrem Mann Kid eine eigene Firma aufgebaut und ist in ein eigenes Haus gezogen, sich aber nie wirklich von ihren übermächtigen Eltern gelöst. So arbeitet sie an manchen Tagen noch im Geschäft ihrer Eltern, ist nie weit weggezogen und würde nie etwas gegen den Willen ihrer Mutter unternehmen.
Das ist die Situation, als sie nachts um 1 Uhr am Computer sitzt und sich Häuser an-sieht. Da gibt es diese hübschen Makler-Websites, auf denen man die Häuser wie in einem Rundgang ansehen kann. In einem Wohnzimmer entdeckt Connie eine Frauenleiche. Kaum hat sie ihren Mann aus dem Schlaf gerissen, ist auf dem gleichen Rundgang nichts Ungewöhnliches mehr zu sehen. Connie besteht darauf zur Polizei zu gehen und wie erwartet hält ihre Umgebung sie für völlig durchgeknallt.
Aber dieses Mal kann Connie nicht nachgeben und einfach machen, was von ihr er-wartet wird. Denn sie ist sich sicher über das, was sie gesehen hat. Dazu kommt, dass sie einen Grund hatte, sich genau dieses Haus anzusehen. Sie hatte die Adresse als "Home" im Navigationsgerät ihres Mannes gefunden und er streitet seit Monaten ab, die Adresse überhaupt zu kennen. Deswegen war Connie schon mehrfach vor diesem Haus, um ihn der Untreue zu überführen. Bislang ohne Erfolg. Aber ausgerechnet im Rundgang dieses Hauses entdeckt sie die Frauenleiche, die ihr nicht unähnlich sieht. Das kann doch kein Zufall sein.
Nach und nach entwickelt Sophie Hannah die Geschichte einer Frau, die ihre Sehn-süchte so lange unterdrückt hat, bis sie sie selbst nicht mehr kennt. Erst als es um Le-ben und Tod geht, ist sie in der Lage, aus sich herauszugehen und herauszufinden, wer in ihrer Umgebung wirklich psychisch gestört ist.
Sophie Hannah: Das fremde Haus.
Bastei Lübbe, Januar 2013.
496 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.