Nach „Meßmers Reisen“ und „Meßmers Gedanken“ hat Martin Walser einen dritten Band mit Lyrik seines Alter Ego geschrieben.
In fast 300, zum Teil sehr knappen lyrischen Gedanken erzählt der Autor, der am 24. März 86 Jahre alt wird, etwas verschlüsselt von Momenten aus seinem Leben. Es ist ein großes Buch mit Texten in einer kleinen Form, geschrieben in einer Sprache, aus der Musik und Rhythmus klingt.
Luftig gesetzt sind die Gedanken-Momente – schwebende Verse in wohl gesetzten Worten und der gewohnt sehr schönen Walser-Sprache.
Aus dem Schönen klingt jedoch auch viel Verzweiflung und oft auch Todessehnsucht. „Meine Sehnsucht deuten. Verstehen, was mich so von mir trennt. Nirgends zu sein, wo ich bin. Tot gehör‘ ich mir wieder“ lautet einer von Walsers Gedankenmomenten.
Innere Leere
Eine innere Leere klingt aus fast allen Texten immer wieder heraus – die Leere eines Schriftstellers, der sich leer geschrieben hat und sein ganzes Inneres noch einmal in dieses Buch gegossen hat.
Ein genauer Menschen-Beobachter ist Walser in den Versen, er schreibt über das Altern, Befindlichkeiten und beschwört Augenblicksstimmungen herauf. Alles in einer Art von Sinnsprüchen, die nachklingen nach dem Lesen und die zum Nachdenken anregen.
Bildhaft sind die Verse: „Das Meer schöpf ich mit dem Fingerhut in meine Wüste der Geduld. Im Alphabet sind meine Schiffe gestrandet“, schreibt Walser als Meßmer. Und auch „Ich muss mich auf dem Papier festhalten, weil ich nirgends sonst möglich bin“.
Sprachliche Juwelen
Walser war immer mehr ein Romancier und Erzähler als ein Lyriker, aber diese Meßmer-Bände mit den Aphorismen sind kostbare, kleine Inseln in seinem Werk und sprachliche Juwelen. Ein Schatz und eine ganz andere Form von Autobiografie.