Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
In Form eines verstörenden Tagebuchs eines Jungen schildert Marit Kadhol in „Allein unter Schildkröten“ eine Verzweiflungstat.
Im ersten Teil des Buches lernen wir Mikke kennen. Der neunzehnjährige Mikke steht kurz vor dem Abitur, niemand scheint zu bemerken, dass der sensible Junge leidet. Woran? Die Zerstörung der Umwelt, bedrohte Ökosysteme, die existenzielle Bedrohung der Meeresschildkröte machen Mikke das eigene Überleben unmöglich: Er selbst fühlt sich bedroht, verändert sich, kann sein Selbst nicht mehr definieren, denn wer ist er, wenn seine Zellen sich in ständiger Veränderung befinden?
Seine Freundin Siri, sein Freund Tore, Familie, Schule: Nichts und niemand kann ihm Halt geben, er träumt den verwirrenden Traum von der Schildkröte, die durch ein Glas von ihm getrennt ist.
Im zweiten Teil des Buches erleben wir die Reaktion von Mikkes Eltern: Die Mutter ist verzweifelt, der Vater hinterfragt seine Beziehung zu Mikke.
Es bleibt Unverständnis (statt Schuldsuche), das Gefühl von Sinnlosigkeit und Trauer.
Kadhols Sprache (aus dem Norwegischen übersetzt von Maike Dörries)ist lyrisch, knapp, und reflektiert die Gefühlswelt von Mikke melancholisch.
Die Tagebuchform erlaubt ein lesefreundliches Format: Oft stehen nur einige Sätze auf einer Seite; Wenig-Leser bekommen so das angenehme Gefühl, dass gut hundert Seiten in einer Nacht zu schaffen sind!
Und auch wenn das im Prinzip für alle guten Kinder- und Jugendbücher gilt, sei es hier noch einmal ausdrücklich gesagt: Ein Buch für Jugendliche u n d Erwachsene!
Lesen!
Marit Kadhol: Allein unter Schildkröten.
mixtvision Verlag, Februar 2012.
136 Seiten, Taschenbuch, 12,90 Euro.