Die meiste Zeit über erfährt man die Geschehnisse durch Louisas Erleben. Sie durchlebt in ihrem neuen Job Höhen und Tiefen, fühlt sich gar von ihrer Familie unter Druck gesetzt, den Job auf jeden Fall zu behalten, obwohl sie selbst es nicht mehr will. Denn sie verdient gutes Geld und ihre kleine britische Familie ist eher knapp bei Kasse. Die Perspektive ist reizvoll, sieht man doch die Romane aus Sicht der Verunfallten, Kranken und Leidenden viel häufiger als solche über ihre Angehörigen oder Pflegepersonen.
Manchmal, aber nur manchmal verliert sich der Roman ein bisschen in Klischees, ansonsten ist er sehr erfrischende Lektüre. Und das, ganz ohne kitschig oder gefühlsduselig zu werden. Es gibt anrührende Szenen zwischen Will und Louisa und diese kommen meist aus dem Nichts heraus. So hilft er ihr beispielsweise einmal über eine traumatische Erfahrung aus ihrer Jugend hinweg und an dieser Stelle ist es gar nicht wichtig, ob er im Rollstuhl sitzt oder nicht.
Und dann sind da noch die unheimlich tollen Dialoge. Manchmal sarkastisch, ironisch oder einfach nur witzig. Louisas Leben gleicht manchmal einer Katastrophe und man möchte lachen, sieht zugleich aber auch die Tragik, über die man einfach weinen sollte. Ganz ohne dass die Autorin seitenlang Louisas Gefühlswelt beschreibt, fühlt man sich ihr nahe, denn sie ist ein Mensch aus der Menge, niemand Besonderes mit abgehobener Geschichte. Eine ganz einfach Mittzwanzigerin von der Straße mit Geldsorgen, einem Freund, der sie nur halbherzig zu lieben scheint, und einer schrägen mehrköpfigen Familie, die unter einem Dach wohnt. Und Jojo Moyes findet den Mittelweg zwischen Louisas Privatleben und ihrer Arbeit bei Will. Von beiden erfährt man zu angemessenen Anteilen und im späteren Verlauf bedingt beides einander. Denn Louisa beginnt über das Leben als lebenswertes Leben generell und ihr Leben im Besonderen nachzudenken.
Am Rande versucht die Autorin auch, hier das Thema Sterbehilfe zu bearbeiten. Sie bleibt dabei im Rahmen des Buches, wird nicht lehrbuchhaft und stellt beide Seiten der Medaille dar. So hat man als Leser oder Leserin die Chance, sich selbst ein eingeschränktes Bild und eine Meinung zu machen.
Ein toller Roman über das Leben und die Liebe, über Sinn und Verstand, ganz ohne Kitsch, aber mit vielen strahlenden, witzigen und berührenden Szenen. Eine Lektüre, die sich wirklich lohnt!