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Goce Smilevski: Freuds Schwester
Jetzt bestellen bei amazon.de! Goce Smilevskis Roman „Freuds Schwester“ zeichnet ein Panorama der Zeit um 1900.
Thema ist der fiktive Lebensweg von Sigfried Freuds Schwester Albertine, die unverheiratet und kinderlos blieb. Sie pflegte die gemeinsamen Eltern bis zum Tod und wurde mit ihren drei Schwestern von Wien aus nach Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 starb. Ihr Bruder war bereits 1938 emigriert, ohne seinen Schwestern (wohl aber anderen Personen seines Umfelds) die Flucht zu ermöglichen.
Um diesen biographischen Kern herum ist der Roman erzählt: Albertine hat teil an Freuds Kindheit und Jugend in Armut, an seiner wissenschaftlicher Laufbahn, dies ist sicher ein Teil der Geschichte, der die meisten Leser zunächst einmal reizt, den Roman in die Hand zu nehmen. Trotzdem steht mit Albertine eine Frau im 19. Und 20. Jahrhundert im Mittelpunkt, nicht ihr berühmter Bruder. Sigmund, der in ihrer Kindheit ihr Vertrauter ist, wendet sich schon früh von ihr ab, als sie ihn beim Masturbieren beobachtet und völlig verstört reagiert. (Neidisch ist Albertine auf Sigmunds Penis hier übrigens nicht.)
Albertines eigenes (fiktives) Liebesleben, ihr Rückzug aus der Gesellschaft, ihre Krankheit und ihr Älterwerden sind eingebettet in eine Atmosphäre von Tod, Wahnsinn und Gewalt, von der Albertine als Mädchen und Frau mehr betroffen ist als Sigmund. Sie ist das hässliche Entlein der Familie, ungewollt, gedemütigt von den Verwünschungen der Mutter (für deren Schicksal Smilevski eindrückliche Worte findet) , erniedrigt durch den Umstand, dass sie weder Mann noch Kind hat.
Schließlich kommt Albertine ins „Nest“: Eine Irrenanstalt.
Dort begegnet sie der Frauenrechtlerin Klara Klimt, einer Hosen-tragende Frau, die öffentlich ihre Stimme erhebt (als einzige Frau im Roman) und dafür mit Prügel und Irrenanstalt bestraft wird.
So werden durch Smilevskis Interpretation der Figur Albertine die kulturellen Wurzeln eines Frauenbildes sichtbar, das um 1900 geprägt wurde und fortwirkt. Das gesellschaftliche Grundproblem, dass Frauen ein bestimmter, eng umrissener Platz in der Gesellschaft zugedacht ist, begleitet von dem Phänomen, dass ein Überschreiten dieser gar nicht unsichtbaren Linie Ausschluss aus der Gesellschaft bedeutet, wird auch durch Freuds wissenschaftliche Erkenntnisse nicht angetastet.
Im Gegenteil: Seine Theorien über Hysterie und Penisneid passen sich nahtlos in die gesellschaftliche Norm ein.
Die Geschichte der Albertine, ihrer Kindheit, ihrer Begegnungen mit Personen der Zeitgeschichte, ihr schrecklicher Tod, berührt. Hier und da scheint die Häufung der Frauenschicksale sehr pathetisch erzählt, das verhindert aber nicht, dass die Figur dem Leser im Laufe der gut 300 Seiten ungemein ans Herz wächst. Sie ist das menschliche Antlitz, auch an einem menschenverachtenden Ort.
Der Autor Goce Smilevski, geb. 1975 in Mazedonien, ist studierter Literaturwissenschaftler. Sein Roman „Freuds Schwester“ wurde mit dem European Union Prize for Literature ausgezeichnet.

Goce Smilevski: Freuds Schwester.
Matthes & Seitz Berlin, Februar 2013.
328 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,90 Euro.

Corinna Griesbach

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