Daniel ist fünfzehn Jahre alt und lebt mit seinen Eltern und Geschwistern auf einem Hausboot in Amerika. Er ist an Leukämie erkrankt und hat laut Aussage der Ärzte weniger als ein Jahr zu leben. In der Not erkennt er starke Parallelen zwischen seinem eigenen Leben und dem Leben der Romanfigur Haulden Caulfield aus "Der Fänger im Roggen". Er beschließt, es wie Haulden zu halten und seinen eigenen Weg zu suchen.
Die Kurzbeschreibung klang reichlich interssant, da sollte es doch nicht stören, dass man den Fänger im Roggen gar nicht gelesen hatte ... denkste! Es ist von enormer Wichtigkeit, diesen Klassiker zuerst zu lesen, um überhaupt Zugang zu der Romanfigur Daniel finden zu können. Aber auch darüber hinaus schien mir "Fänger, gefangen" sehr sonderbar. Die Übersetzung des Romans aus dem Amerikanischen ist schlecht und lieblos gemacht, weshalb die Aussage, dass der Schreibstil sehr holprig und schlecht verständlich ist, mit Vorsicht zu genießen ist. Denn es kann durchaus sein, dass sich das Buch im Original wesentlich besser lesen lässt.
Für sich betrachtet richtet Daniel seinen Blick viel zu deutlich in die Introperspektive und beschreibt aus seinem Inneren. An dieser Stelle wirkt das eher langweilig. Er scheint in sich gefangen, auf den Fänger fixiert und kaum mehr mit seiner Außenwelt verbunden. Gut gefallen hat mir die Auseinandersetzungen mit den typischen Themen eines Jugendlebens aus Daniels Perspektive, vielleicht das Einzige, was das Buch wirklich lesenswert macht. Denn trotz aller Probleme mit Schreibstil und Übersetzung beweist Honenberger hier ein gutes Händchen.
Ein wirklich gewöhnungsbedürftiges Buch, dem ich nichts abgewinnen konnte! Es gibt gute Bücher über Krebsleiden bei Jugendlichen, gute und pfiffige Bücher, bei denen man zwischen Lachen und Weinen gefangen ist, aber dieses zählt definitiv nicht dazu!
Sarah Collins Honenberger: Fänger, gefangen.
Amazon Crossing, Oktober 2012.
288 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.