Stevens erstes Buch der „Mission Munroe“-Reihe („Die Touristin“) ist unglaublich spannend und ereignisreich: Eine Touristin ist in Afrika verschwunden. Ihr Reisebegleiter ist nach Deutschland zurückgekehrt, kann aber nicht helfen, da er seit seinem Afrikaaufenthalt in psychiatrischer Behandlung ist und mit niemandem spricht.
Vanessa Munroe, genannt Michael, die darauf spezialisiert ist, Informationen unterschiedlichster Art aufzuspüren und teuer zu verkaufen, übernimmt als neuen Auftrag, das Mädchen zu suchen. Da sie in Afrika aufgewachsen ist und verschiedene afrikanische Sprachen beherrscht, außerdem die sozialen und politischen Verhältnisse kennt, ist sie in der Lage, die Suche nach dem lange verschwundenen Mädchen aufzunehmen.
Der Leser erfährt im Verlauf der dramatischen Handlung des ersten Buches, welche Vergangenheit Munroe hat und was ihr geholfen hat, zu überleben. Ihre außergewöhnlichen Begabungen, die Kampftechnik, das Sprachtalent, die fast hellseherische Fähigkeit, mit der sie Informationen beschafft, muss der Leser akzeptieren, um das Buch zu genießen.
Nun liegt der zweite Band der Reihe vor: „Die Sekte“.
Der Verlag weist darauf hin, dass Stevens selbst in der Sekte „Children of God“ aufgewachsen ist und von Kontinent zu Kontinent zog, den Regeln des Sektengründers David Berg folgend.
„Die Sekte“ wurde offenbar trotz des großen Verkaufserfolgs von „Die Touristin“ vor allem für Leser geschrieben, die Vanessa Munroes Vita noch nicht kennen. Unablässig wird wiederholt, welche besonderen Fähigkeiten sie besitzt, warum sie – und nur sie – diesen Fall um ein entführtes Mädchen lösen kann. Das nervt. Zur Geschichte: Vor acht Jahren wurde die kleine Hannah von einem Mitglied der Sekte der „Erwählten“ entführt und zieht von Land zu Land. Sie und andere Kinder innerhalb der Sekte werden sexuell missbraucht und erhalten keine Schulbildung. Hannahs Eltern und andere ehemalige Sektenmitglieder wenden sich an Vanessa Munroe, kratzen ihre Ersparnisse zusammen und beauftragen sie damit, Hannah aus der Sekte zu befreien. Im weiteren Verlauf geht es um Vanessas Verhältnis zu ihren Auftraggebern (kompliziert), um ihre psychische Verfassung (schlecht) und um die Observation der Sekte (mittelspannend). Ein „Abenteuer-Thriller“ ist das leider nicht geworden.
Entweder, man hat sich in die Ermittlerin bereits verliebt und wird ihr durch jeden weiteren Fall folgen – oder man springt hier ab.
Taylor Stevens: Mission Munroe. Die Sekte.
Goldmann, April 2013.
480 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.