Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
„Ein allzu braves Mädchen“ ist der erste schriftstellerische Versuch der Schauspielerin Andrea Sawatzki … und man merkt ihm dieses Debüt überhaupt nicht an! In einer sehr verdichteten Story, die tief unter die Haut geht, schildert die Autorin die Geschichte einer jungen Frau, die total verstört in einem Waldstück aufgefunden wird. In einem schillernden grünen Paillettenkleid hockt sie frierend unter den Zweigen einer Tanne – sie kann sich nicht erinnern, wie sie an diesen Ort gelangt ist. Nach ihrer Einweisung in die Psychiatrie öffnet sie sich nur ganz allmählich ihrer Therapeutin. Als Leser erfahren wir mit jedem Tag der Therapie ein bisschen mehr darüber, warum die Protagonistin in den Wald gelangt ist und erhalten grausame Einblicke in ihre Kindheit. Wir leiden mit der Hauptfigur mit und verlieren uns in der sensiblen Schilderung dieser geschundenen Seele. Die Geschichte entwickelt darüber hinaus - besonders durch die eingeschobenen Erzählerkommentare, die mit einer die Geschichte überragenden Distanz erzählt werden - eine beklemmende Stimmung, sodass man das Buch erst nach Beendigung der letzten Zeile wieder aus der Hand legt. Ein Buch, das noch lange nachwirkt…
Was mir jedoch ein wenig zu hoch gegriffen scheint, ist der Preis: 16,99 Euro fĂĽr etwa 2-3 Stunden LesevergnĂĽgen ist schon happig!
Andrea Sawatzki, Jahrgang 1963, gehört zu den bekanntesten deutschen Film- und Fernsehschauspielerinnen und ist vielen nicht zuletzt als Tatort-Kommissarin Charlotte Sänger in Erinnerung. Daneben hat sie zahlreiche Romane erfolgreich als Hörbuchsprecherin vertont. »Ein allzu braves Mädchen« ist ihr erster Roman. Zusammen mit dem Schauspieler Christian Berkel und den zwei gemeinsamen Söhnen lebt sie in Berlin.
Andrea Sawatzki: Ein allzu braves Mädchen.
Piper, März 2013.
176 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,99 Euro.