Thomas Finn: Weißer Schrecken, gelesen von Oliver Rohrbeck
Andreas ist ein Kinderarzt, der sein Leben denen widmet, die ihn brauchen. Mit Ärzte ohne Grenzen hilft er Kindern in den Ärmsten Gebieten der Welt. Sein letzter Einsatz war vielbeachtet und er wird in die Hörerdiskussionsrunde einer Radiosendung einge-laden. Ein Anrufer ist Niklas, der Andreas an eine Schuld erinnert, die er vor 16 Jahren eingegangen ist.
16 Jahre früher, die 1990er in Perchtal im tiefsten Bayern. Fünf Freunde treffen beim Schlittschuhlaufen auf eine Leiche unter dem Eis. Andreas, vernachlässigter Sohn des Dorfreichsten, Robert, dessen Mutter sich langsam zu Tode säuft, Niklas, Dorfbäckersohn und viel zu gut gefüttert und Mirjam und Elke, die Zwillinge deren erzkatholische Eltern ihnen überhaupt keine Freiheit lassen. Sie alle sind verstört, denn die Leiche unter dem Eis sieht genau aus wie - Elke.
Zu ihrem Entsetzen finden die Fünf heraus, dass sie alle ältere Geschwister hatten, die exakt am gleichen Tag wie sie selbst Geburtstag hätten und die im gleichen Jahr gestorben sind. Aber was noch unheimlicher ist: Ihre älteren Brüder und Schwestern sahen bis auf das letzte Haar genau so aus wie sie selbst.
Was verschweigen die Erwachsenen ihnen und warum sind in Perchtal im Abstand von genau 16 Jahren immer am Nikolaustag Kinder verschwunden? Die Fünf machen sich auf eine gefährliche Suche.
"Weißer Schrecken" schließt erzähltechnisch an die klassischen Jugendbücher von Enid Blyton oder Stefan Wolf von Bassermann an. Eine Gruppe Jugendlicher ist neugierig, unglaublich schlau und unverständlich hartnäckig. Jeder von ihnen hat seine ganz eigenen Schwächen, aber vor allem Stärken. Bei der Perchtaler Gruppe geht es aber nicht um geklaute Handtaschen oder geschmuggelte Geldscheine, sondern um das Böse an sich. Die Bedrohung ist stärker, denn es geht auf uralte Mythen und Bräuche zurück.
Thomas Finn spielt hier geschickt mit den alten Sagen um Knecht Ruprecht und den Nikolaus und führt auch vor, wie sie als noch viel älteren Volksstammsagen entstanden sind. Das war wirklich interessant, ändert aber leider wenig daran, dass seine Figuren penetrant neunmalklug sind und noch dazu anscheinend vom Glück verfolgt. Oliver Rohrbeck liest das Hörbuch sehr professionell, verstärkt aber leider den Effekt noch dadurch, dass man ständig Peter Shaw von den ??? vor Augen hat. Das ist nicht bei allen Hörbüchern von Oliver Rohrbeck so, im Gegenteil, aber diese Kombination von Text und Stimme lädt zu solchen Vergleichen einfach ein.
Thomas Finn: Weißer Schrecken, gelesen von Oliver Rohrbeck.
Audible, April 2013.
Hörbuch-Download, 24,95 Euro.