Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
Christine Drews: Schattenfreundin, gelesen von Cathrin Büger
Ihre Rückkehr in ihre Heimat Münster hatte Katrin sich anders vorgestellt - problemloser. Aber die alten Freude haben sich von ihrem Leben entfernt, ihr Mann ist voll und ganz mit seinem neuen Job beschäftigt und die Rückkehr zu den Eltern, wenn man bereits eine eigene Familie hat, ist nie ganz einfach. Katrin fühlt sich einsam, bis sie auf dem Spielplatz Tanja kennenlernt. Die beiden kleinen Söhne Ben und Leo gehen sogar in den gleichen Kindergarten und Katrin verbringt mehr und mehr Zeit mit der unkomplizierten Tanja. Ihre Tage hören auf endlos und zermürbend zu sein. Seltsame Geschehnisse in ihrem Leben ignoriert sie geflissentlich, das muss sie von ihrer Mutter gelernt haben.
So hat Katrin auch keinerlei Bedenken, ihren Sohn Leo der neuen Freundin anzuvertrauen, als ihr Vater plötzlich als Notfall in die Klinik eingeliefert wird. Der Vater stirbt und für Katrin beginnt ihr ganz eigenes Drama. Tanja bringt Leo nicht zurück, ist über ihr Handy nicht mehr zu erreichen und meldet sich einfach nicht mehr. Katrins Mann setzt sie derart unter Druck, dass sie eine ganze Weile braucht, um drauf zu kommen, dass Tanjas Adresse ja bei Bens Namen auf der Elternliste des Kindergartens stehen muss. Sehr viel hilfreicher wird Leos Vater auch während des Rests des Hörbuchs nicht mehr.
An der angegebenen Adresse findet Katrin zwar Ben, aber weder Tanja noch Leo. Tanja war nichts Bens Mutter, sondern sein Kindermädchen. Aber aus welchem Grund sollte Tanja Leo entführen? Wenn es nur um einen unerfüllten Kinderwunsch geht, hätte sie sehr viel einfacher Ben behalten können. Es muss also um etwas Persönliches gehen. Neben anderen schlechten Eigenschaften scheint Katrins Mann auch noch ein notorischer Fremdgänger zu sein, und ... er hatte anscheinend mal was mit Tanja.
Obwohl von Anfang an klar ist, wer hinter Leos Verschwinden steckt - wer während des Besuchs bei Ben immer noch zweifelt, dem sei ein kurzer Blick auf den Titel empfohlen - bleibt das Hörbuch durchweg spannend. Das liegt zum Teil auch an dem Ermittlerteam Charlotte Schneidmann und Peter Käfer, das die Autorin hier in ihrem Debüt einführt und von dem wir in Zukunft hoffentlich noch mehr lesen, können. Denn trotz der eigenmächtigen Einmischung von Katrin gelingt es letztlich, die Täterin zu fassen und ihre Gründe herauszufinden. Nicht ganz sicher bin ich mir, ob das trotz oder wegen Katrins Einmischung gelingt.
Tanja s Geschichte geht auf Katrins Vater zurück, der als Gynäkologe Dinge getan hat, die aus Sicht vieler Menschen nicht in Ordnung sind. Der Hörer mag am Ende selbst urteilen, ob Tanja ihre Rache oder auch nur Genugtuung bekommen hat.
Cathrin Bürger ist für mich eine neue Sprecherin, die die verschiedenen Rollen sehr eindringlich durch den Lautsprecher schickt. Ihre Stimmvarianz macht den Krimi noch einmal ein Stück eindringlicher, denn es gelingt ihr perfekt, weibliche Gefühle vokal darzustellen.
Fazit: Nicht davon abschrecken lassen, dass man weder Autor noch Sprecherin kennt. Es lohnt sich ein Kennenlernen.
