Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Susanna Tamaros neuer Roman ist ähnlich gelagert wie ihr Welterfolg "Geh, wohin dein Herz dich trägt". Diesmal lesen wir keine gefühlvollen Briefe einer Großmutter an ihre Enkelin, sondern von ebenso emotionsgeladenen Erinnerungen und Gedanken, die das Leben des Protagonisten nach dem Tod seiner Frau bestimmen.
Matteo, ein ehemaliger Kardiologe lebt in selbst gewählter Einsamkeit allein in einer Berghütte. Vorbeikommenden Wanderern und Touristen gewährt er auf Wunsch Unterkunft und Essen, führt mit ihnen philosophische Gespräche, gibt wohlmeinende Ratschläge. Er selbst ist immer auf der Suche nach einer Erklärung über den Unfalltod seiner Frau Nora. Dabei lässt er die letzten Jahre seines Lebens Revue passieren. Schnell wird klar, dass Matteo einen von Seelenschmerz, Verbitterung, Exzessen und Abgründen gepflasterten Weg hinter sich hat.
Susanna Tamaro zeigt mit viel Feingefühl Matteos Selbstfindungsprozess auf - sein einstiges Lebensglück, seine Verzweiflung, sein Scheitern, seinen Rückzug aus der Gesellschaft - und beantwortet letztendlich Matteos Fragen.
Ihren Bestseller-Erfolg von 2006 kann die Autorin mit ihrem neuen Roman nicht toppen. Dennoch ist das Buch natürlich ein Muss für alle Susanna Tamaro-Fans. Matteos Lebensweisheiten sind auf ein solides Fundament gebaut, gut konstruiert, und - getreu Susanna Tamaros Schreibstil, sentimental und auch etwas religiös angehaucht verpackt.