Das Ruhrgebiet ist etwas besonderes, weil zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Marl und Witten ganz besondere Menschen leben. Wir haben diesem Geist nachgespĂŒrt.
âMorgen ist auch noch ein Tagâ â mit der Hoffnung, dass sich dann eine der berĂŒhmtesten Liebesgeschichten der Literatur zwischen Scarlett OâHara und Rhett Butler zum Guten fĂŒgt, hat Margret Mitchell ihre Leser 1936 zurĂŒckgelassen.
Auf Wunsch ihrer Erben gibt es nun einen Blick ins Morgen: Donald McCaig, SchafzĂŒchter und bislang nicht mit höchsten literarischen Lorbeeren bekrĂ€nzt, hat âVom Winde verwehtâ neu und weitererzĂ€hlt â natĂŒrlich mit einem Happy End. Passend zum WeihnachtsgeschĂ€ft.
Was im Roman âScarlettâ von Alexandra Ripley 1991 schon nicht richtig funktioniert hat, nĂ€mlich an den Erfolg von Mitchells Liebesepos anzuknĂŒpfen, soll jetzt Rhett richten. Der RĂ€tselhafte mit dem selbstgewissen LĂ€cheln.
Aus seiner Sicht erzĂ€hlt der 67-jĂ€hrige McCaig das SĂŒdstaaten-Drama, holt zwei Jahrzehnte weiter aus als Mitchell, fĂŒhrt den Frauenschwarm schon als zwölfjĂ€hriges, rebellisches Kind in die Geschichte ein, erfindet ihm eine Jugend auf einer Reisplantage des strengen Vaters bei Charleston, eine Familie und Biografie. Und erzĂ€hlt, wie Rhett zum Lebemann wird. Im Film und in Mitchells Buch ist der Lebemann jedoch ein Mann, der auf Frauen deutlich verfĂŒhrerischer wirkt als der Rhett, der bei McCaig ĂŒber viele Seiten mehr Langeweiler als Herzensbrecher ist. â Was auch daran liegen mag, dass der Autor oft und besonders in SchlĂŒsselszenen wie dem lapidar und knapp erzĂ€hlten Tod von Tochter Bonnie nicht dicht genug dran ist an seinem Protagonisten und den 600 Seiten der groĂe ErzĂ€hlatem fehlt. Und an Romantik, Spannung und hoher Sprachkunst mangelt es auch.
Immerhin ein Wiedersehen mit vielen bekannten Figuren und eine RĂŒckkehr an vertraute SchauplĂ€tze schenkt McCaig den Lesern. Einige Szenen wie die erste Begegnung zwischen der eigensinnigen SĂŒdstaatenschönheit Scarlett und dem abenteuerlustigen Rhett beim Gartenfest auf Twelve Oakes lesen wir aus MĂ€nnersicht. â Interessant, aber nicht sehr aufschlussreich.
Mit einer Startauflage von 200 000 Exemplaren soll âRhettâ auf den Gabentischen Furore machen â das Buch, auf das die Welt gewartet hat, ist dieser Roman nicht. Ein Tara-TĂŒrchen lassen sich McCaig und die Erben aber noch auf: âUnd das war noch lange nicht das Endeâ, lautet der letzte Satz. â Es wird doch wohl keine Fortsetzung geplant sein?
Donald McCaig: Rhett.
Hoffmann & Campe, November 2007.
640 Seiten, Hardcover, 23 Euro.