Ned Beauman: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beförderung eines Menschen von Ort zu Ort
Der Bühnenbildner Erwin Loeser im Berlin der Dreißigerjahre hat eine Obsession: Die Theatermaschine, die Menschen auf der Bühne verschwinden und an anderer Stelle wieder auftauchen lassen kann.
Außerdem würde er gern so viele Frauen aufreißen, wie Bertold Brecht. Weder gelingt ihm die titelgebende augenblickliche Beförderung eines Menschen von Ort zu Ort, noch ist ihm Erfolg bei Frauen beschieden.
„Wenn du deinem Gastgeber versehentlich eine Zuckerdose über den Teppich kippst, dann ist das eine Parodie auf die Lawine, die seine Eltern umgebracht hat“ – so beginnt Ned Beauman zu erzählen. Und es folgen noch viele Metaphern. Eine grauenvolle Logik des Romans: Die beinahe augenblicklichen Beförderung eines Menschen von Ort zu Ort – das ist auch die Deportation und Tötung von Millionen Menschen mithilfe von Transport- und Gifttechnik.
Loesers Sicht auf die Welt ist für den Leser mit historischem Weltwissen fatal: Die Bücherverbrennung hält er für ein Happening, das Partygirl Adele Hitler lenkt seinen Blick vollständig ab vom Diktator Hitler (mit dem Adele nicht verwandt ist).
Die begehrte Adele gelangt über Paris nach Los Angeles, Loeser reist ihr nach und landet in Paris, wo er versucht, „Berlin Alexanderplatz“ zu lesen. Die groteske Idee einer Theatermaschine, die Experimente eines amerikanischen Physikers, historische Persönlichkeit wie Brecht und Einstein: Überall Zucker und Schnee. Lawinen.
Eine Farce auf ein deutsches Jahrhundert, bitter, komisch, ironisch.
Ned Beauman: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beförderung eines Menschen von Ort zu Ort.
Dumont, März 2013.
419 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
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