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Marita Sydow Hamann: Die Erben der alten Zeit: Das Amulett
Die vierzehnjährige Charlie hatte keine einfache Vergangenheit. Nicht nur, dass sie als Baby einfach ausgesetzt wurde, ihre Pflegeeltern starben auch viel zu früh bei einem Unfall. So wird sie von Pflegefamilie zu Pflegefamilie geschubst. Jetzt will sie mehr über ihre Herkunft wissen und stielt ihre Akte aus dem Sozialamt. Hier findet sie nicht nur die geheimnisvollen Umstände ihres Auftauchens, sondern auch ein altes Amulettstück. Sie hängt es um und es trägt sofort zu ihrem Wohlbefinden bei. Dann geht sie durch eine Nebelwand und taucht in einer völlig anderen Welt wieder auf.
Sora schläft als kranke Frau ein und wacht in einer futuristischen Welt wieder auf - mehrere hunderttausend Jahre später. Sie wird geheilt und ihr Amulettstück weckt die Neugier der Wissenschaftler, die es jedoch über Jahre nicht entschlüsseln können.
"Die Erben der alten Zeit" nimmt Bezug auf alte Mythen, vor allem der nordischen Göttersage, aber auch zu Griechenland und Rom. Charlies Amulett enthält nicht zufällig skandinavische Runen, aber sie braucht einige Zeit, um das zu erkennen. Sie landet in einer mittelalterlich geprägten Welt, in der Magie und Fabelwesen zum Alltag gehören. Leider führt die aktive Magie nicht dazu, dass Frauen mehr Rechte hätten als im irdischen Mittelalter, also gibt Charlie sich von Anfang an als Junge aus. Nach und nach entdeckt sie ihre geheimnisvollen Fähigkeiten, findet sich mehr und mehr in ihrer neuen Heimat zurecht und macht sich dort Freunde und Feinde.
Was mir besonders gefallen hat an dem Buch, war dass es sich nicht zwischen Jugendbuch und Erwachsenenbuch entscheidet und trotzdem funktioniert. Zwar ist Charlie noch ein Teenager, aber Sora ist durchaus schon erwachsen. Zwar hat Charlie auch Teenagerprobleme, aber sie nehmen nicht überhand, sondern es geht um anderes. Marita Hamann hat eine Situation geschaffen, in der der Protagonist noch jung genug ist, um den Leser mit staunenden Augen in eine neue Welt einzuführen, an die Hand zu nehmen und mit ihm gemeinsam all die guten und Bösen Wunder zu entdecken. Was mir auch gefallen hat, ist der sorgfältige Umgang mit alten Mythen und was die Autorin damit für ihre Geschichte macht. Alte Mythen werden literarisch-fiktiv verwendet, ohne sie zu verbiegen oder zu vergewaltigen.
Fazit: Absoluter Geheimtipp - ach so, gut geschrieben ist es auch noch, für die Dicke war ich sehr schnell durch und bin gespannt auf den zweiten Band. Wie wird sich Sora in der neuen Welt zurechtfinden? Was passiert, wenn sie auf Charlie trifft - hört sich nach einer explosiven Mischung an.
Marita Sydow Hamann: Die Erben der alten Zeit: Das Amulett.
Sancticum Medien, Mai 2013.
605 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,80 Euro.