Erinnert sich noch jemand an den Namen Peggy Knobloch? Die damals Neunjährige verschwand im Mai 2001 spurlos aus dem oberfränkischen Lichtenberg. Zeugen scheinen sich zu widersprechen, eine Leiche taucht niemals auf. Schließlich wird der geistig zurückgebliebene 24-jährige Ulvi Kulac der Entführung und des Mordes angeklagt und auch verurteilt. Etwas mehr als 10 Jahre später kommt dieses Buch heraus, das versucht, die verworrenen Ermittlungen im Fall Peggy zu ordnen.
Und das ist auch gelungen. Alles andere als ein Rechtsexperte ist es mir problemlos gelungen, den Ausführungen der beiden Journalisten zu folgen. Was sie da an den Tag bringen, hat mich schockiert. So schockiert, dass ich das Buch auf jeden Fall vorstellen und empfehlen möchte, denn wenn nur die Hälfte von dem, was da drin steht, der Wahrheit entspricht, sollte jeder dieses Buch kennen. Nicht wegen Opfer und Täter, sondern wegen der Dinge, die dort über die Ermittlungen berichtet werden. Dinge, die man kaum glauben mag.
Weit davon entfernt, alles zu glauben, nur weil es zwischen zwei Buchdeckel gepresst wurde, habe ich versucht, mir ein Bild zu machen. Die genauen Beschreibungen, die Benennung der von den Journalisten Befragten und die Dokumentation der Vorgehensweise lassen auf sorgfältige Recherche schließen. Ungereimtheiten in den Ermittlungen und im Gerichtsverfahren werden so beschrieben, dass jeder sie verstehen kann. Und da kommt dann der Moment, an dem ich mich frage und fragen muss, wie weit ich selbst überhaupt in der Lage bin zu unterscheiden, ob ich der Logik einer guten Beschreibung zum Opfer falle, genauso wie diese Ermittler anscheinend dem Sog eines (fast) perfekten Verdächtigen nicht entgehen konnten.
Jeder Leser sollte sich da ein eigenes Urteil bilden.
Ina Jung & Christoph Lemmer: Der Fall Peggy.
Droemer, März 2013.
344 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.