Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Die Zukunft hat längst begonnen. Nicht länger wird „The War on Terror“ durch todesmutige Agenten vor Ort geführt, Kampfjets und Flugzeugträger sind fast schon überflüssig. In einem Container, irgendwo auf der Welt sitzt ein junger Soldat in einer abgedunkelten Umgebung, und dirigiert die Drohne an und in ihr Ziel. Ob es um Observation geht oder darum, einen Terroristen auszuschalten, in Gefahr geraten dabei allerhöchstens mechanische und elektronische Bauteile, die massenweise und preiswert für die Spielboxen produziert werden. Was aber, wenn skrupellose Menschen den Finger, bildlich gesprochen vom Abzugknopf nehmen, wenn man massenhaft und billig zusammengebaute Drohnen mit einem eigenen Zielbewusstsein ausstattet würde, ihnen selbst die Möglichkeit geben würde, über Liquidation des Zielobjekts zu entscheiden? Ein Albtraum, undenkbar – würden doch die in Jahrtausenden entwickelten Mechanismen des Krieges, die Möglichkeit sich zu ergeben, bevor alles menschliche Leben ausgelöscht wird, ausgeschaltet.
Ein Drohnenangriff auf einen islamischen Pilgerzug weist den Weg. Kurz darauf soll mitten im Zentralafrikanischen Dschungel eine US-Professorin, die dort Forschungen an Weberameisen betreibt ebenfalls durch eine Drohne gekillt werden. Odin und sein Team streng geheim operierender US Militärs retten die Forscherin, nur um von dieser zu erfahren, dass die neuen Billigdrohnen, die an der Küste Afghanistans zusammengelötet wurden mit einer künstlichen Schwarmintelligenz ausgestattet wurden – und somit dem gefährlichsten, tödlichsten Raubtier der Erde – nicht etwa dem Menschen sondern den Weberameisen – angeglichen wurden. Eine Abwehr ist nicht möglich, die Ziele sind jetzt schon tot …
Schon einmal hat Daniel Suarez die Welt mittels eines packenden Thrillers gewarnt. In Darknet / Daemon wies er in eindringlichen Worten auf die Gefahren der vernetzten Gesellschaft hin. Nun hat er sich, nach intensiver Recherche im Netz, mit der Zukunft des intelligenten Kriegsführung beschäftigt. Herausgekommen ist dabei wiederum ein packender Roman, bei dem der Leser ein ums andere Mal, eben weil er in der Realität fusst und minutiös recherchiert ist, der Atem stockt. Viele Thriller bieten dem Leser atemberaubende Szenarien, doch nur Suarez hat einen besonderen Bezug zur Realität, der seine Romane mit den Nimbus des Realen auszeichnet. Und gerade, weil alles wie beschrieben sein könnte, weil er seinen Plot fest in der Realität verankert, aktuelle Entwicklungen aufgreift wirken seine Romane so verstörend echt, so bedrohlich. Dabei greift er durch aus auf Archetypen zurück. Der toughe, dabei integere und intelligente SpecOps Soldat mit dem Herz am rechten Fleck darf ebenso wenig fehlen, wie der geldgeile Agent oder die karrieregeile Leiterin, die um ihre Ziele zu erreichen kaltblütig bereit ist im wahrsten Sinne über Leichen zu gehen. Das kennen wir aus unzähligen Thrillern, ohne dass es vorliegend langweilig würde. Dazu wandelt Suarez die bekannten Schemata zu geschickt ab, setzt immer wieder neue Schwerpunkte, bleibt gleichzeitig der Realität verhaftet. Während Matt Reillys oder James Rollins Kämpfer immer überlebensgroß wirken, sind Suarez´ Soldaten Menschen geblieben, voller Hoffnungen, Ängste Träume und Wünsche. Und dennoch sind sie bereit, für das Wohl des ganzen sich selbst, ihr Leben einzubringen – und wir nehmen ihnen dies ab.
Insoweit also wieder ein aufrüttelndes Buch, klasse geschrieben, packend von der ersten bis zur letzten Seite!
Daniel Suarez: Kill Decision.
rororo, April 2013.
496 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.
