Einst kämpfte Aral, den man nach seinen Taten respektvoll den Königsmörder nennt für seine Göttin Namara um Gerechtigkeit. Seit frühester Kindheit zu einem der versiertesten Attentäter ausgebildet, nahm er Leben, sorgt dafür, dass die Welt ein klein wenig gerechter wurde. Doch dann wurde seine Göttin getötet, seine Brüder gemeuchelt, er selbst versteckte sich unter dem Abschaum der Stadt. Als verlässlicher Bote hat er sich einen neuen Namen gemacht, daneben ist er als Freund der Flasche bekannt.
Eines Tages kommt eine junge Frau auf ihn zu. Vorgeblich geht es nur um die Auslieferung eines Schreibens, doch am Lieferort trifft Aral nicht nur auf eine intrigante Adelige, die sich mit schwarzer Magie umgibt, sondern auch auf einen seiner einstigen Kollegen. Dass sich seine Auftraggeberin als legitime Thronerbin entpuppt, dass sie Aral mit seiner eigenen Historie, mit seinem Trauma konfrontiert wird erweist sich als Auftakt einer spannenden Jagd um Gerechtigkeit. Auf dem Weg erwarten den einstigen Assassinen wandelnde Untote, schwarze Magie und ein Freund, der ihm nach dem Leben trachtet. Gut, dass er in seinem Seelengefährten im Schatten einen verlässlichen Freund an seiner Seite hat …
Was Kelly McCullough als vermeintlichen Auftakt einer neuen Reihe vorlegt, das liest sich in der sehr gelungenen Übersetzung von Frauke Meier herrlich altmodisch. Wir begegnen einem gefallenen Helden, der von seiner Göttin, seinen Freunden und seinem Lebensinhalt verlassen der Flasche zugewandt hat. Er hat seinen Weg aus den Augen verloren, versinkt zusehends in einer Mischung aus Hoffnungslosigkeit und Selbstmitleid. Die neue Queste zwingt ihn dazu, über sich selbst, seine Mission und seinen Platz in seiner Welt nachzudenken und Position zu beziehen. Dabei überkommen ihn, anders als zu der Zeit, als er in Diensten der Göttin unterwegs war, immer wieder auch Gewissensbisse, hinterfragt er die moralische Zulässigkeit seines Handelns.
Im Verlauf der rasant aufgezogenen, abenteuerlichen Handlung erwartet uns neben den erwarteten bekannten Gefahren, Geheimnissen und ein ganz klein wenig Romantik und mit den magisch begabten Seelengefährten, die sich im Schatten ihrer Partner verstecken, eine faszinierende Idee. Dabei werden die Gefährten als gleichberechtigte Partner beschrieben, die mit ihren besonderen Kräften oft auch an Grenzen stoßen und gebannt werden können.
Wie schon angedeutet, erwartet den Leser wenig wirklich Neues, aber die Mischung stimmt, der Plot eilt von einem Höhepunkt zum nächsten, die Spannungskurve ist straff gespannt und Charaktere interessant gezeichnet. Wenn man denn ein Manko suchen und finden will, dann allenfalls, dass die Welt ein wenig unscharf bleibt und gerade die Nebenrollen mit Stereotypen besetzt sind. Ansonsten muntere Ferienlektüre der besseren Art.
Kelly McCullough: Die zerborstene Klinge.
Bastei Lübbe, Mai 2013.
383 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.