Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Liebe ist das seriöseste Leiden, das man in einer Klinik kurieren kann. Sie will August Baum, der Held von Martin Walsers neuem Roman „Die Inszenierung“ im Krankenbett kurieren. Aber das schmale, nur 174 dicke Büchlein krankt an Verwirrtheit, an einer kruden Geschichte und etwas verworrenen Gedanken.
August Baum, der sich nach einem Schwächeanfall beim Inszenieren von Tschechows „Möwe“ im Krankenhaus aufpäppeln lässt, ist Theaterregisseur – so sehr, dass er das Inszenieren auch als Patient nicht aufgibt. August liebt die 28 Jahre junge Nachtschwester Ute-Marie, aber auch seine Ehefrau Gerda. Es ist eine Dreiecksgeschichte, die als Vierecksgeschichte endet.
Man kommt schlecht hinein in dieses Buch. Walser macht es – trotz seiner geschliffenen Sprache – den Lesern nicht leicht, den Gedanken des alten, liebeshungrigen Mannes zu folgen. Es ist die Geschichte wie sie tausendfach vorkommt: ein Mittfünfziger, offenbar in der Midlife-Krise, verguckt sich in junge Frau, phantasiert vom Geschlechtsverkehr, treibt die Frau bis zur Kündigung. Das ist das Dauerthema des inzwischen 86-jährigen Walser.
Er rückt das auf eine andere Ebene, inszeniert in dem Roman, der fast nur in Dialogen und Regieanweisungen geschrieben ist, Theaterstücke: Kleistes „Käthchen von Heilbronn“ kommt da vor, ein bisschen Shakespeare und schließlich Tschechows „Möwe“. Die Inszenierung wird zum Selbstgespräch, das Krankenzimmer zur Bühne. So richtig nachvollziehbar ist das alles nicht.
Zwischendurch streift Walser auch den Zweiten Weltkrieg und die Schuld der Deutschen an Israel. – Offenbar ein Seitenhieb auf den nicht sehr geliebten Kollegen Günther Grass und eine Reaktion auf dessen Gedicht „Was gesagt werde muss“, aber es wirkt wie Fieberphantastereien des Theaterregisseurs.
Die Ehe mit all ihren Problemen arbeitet Walser, der sein Alter Ego schon in „Meßmers Momenten“ erklären ließ, dass eine Frau zu wenig sei, auf. In erster Linie ist dieser Roman aber eine Liebeserklärung an das Theater. Aber eine sehr, die unter Immunschwäche leidet.
Martin Walser: Die Inszenierung.
Rowohlt, August 2013.
176 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,95 Euro.